— Kapitel 9 —

Den Schreck einigermaßen überwunden ging Jody weiter den Gang lang. Und schon wieder sah sie eine Tür auf der rechten Seite. Sie ging auf sie zu und blieb davor stehen. Sie starrte auf die Tür, schloss die Augen und man hörte deutlich, wie sie die muffige Luft einsaugte und kurz danach wieder auspustete. Ihre zittrige Hand drückte die Klinke quietschend hinunter und ganz langsam schob sie die Tür auf. Sie knarrte selbst bei aller Vorsicht. Bevor sie den Raum betrat sammelte sie noch mal all ihren Mut und packte das Messer wieder fester. Mit angstvollem Blick schaute sie in den dunklen Raum, der von dem Mondlicht sanft beleuchtet wurde, dass sich gelegentlich zwischen den Holzbrettern am Fenster durchkämpfte. Glücklich stellte sie fest, dass sie hier keine Leichen erblicken musste. Deshalb betrat sie den Raum, der sich links wie rechts weit ausbreitete. An beiden Wänden entdeckte sie etliche Gestelle, die so postiert worden waren, dass sich zwischen 2 Gegenständen ein Gang bildete. Jody ging etwas näher an eins dieser Dinger heran und erkannte, dass es sich um Betten handelte. Alte, wacklige Metallgestelle. Im Schummerlicht erkannte sie Lederriemen, die quer über das Bett gespannt waren. Jody musste ihren Blick abwenden. Ihre Vergangenheit holte sie ein. Nein, das wollte sie doch eigentlich vergessen. Nie wieder wollte sie solche Betten wieder sehen. Solche Foltergeräte, die sie in eine tiefe Krise stürzten. Bilder ihres Mannes erschienen vor ihrem geistigen Auges. Nein, das ist jetzt egal. Daran darf ich jetzt nicht denken. Ich habe andere Probleme. Bleib ruhig, Jody. Kein Problem…
Mit Abscheu und Ekel blickte sie auf die Betten. Sie senkte ihren Kopf und betrachtete sie genauer. Dabei erblickte sie etliche Flecken auf dem Laken. Selbst in dem matten Licht stach ihre Farbe heraus. Sie waren rot. Blutrot. Hier wurden Menschen gequält. Das wurde jetzt Gewissheit. Ja, Menschen wurden hier gefoltert. Und irgendwann, wenn es sich nicht mehr lohnen würde sie zu quälen einfach aufgehängt. Nebenan. Nur ein paar Meter entfernt. Daher kamen also die Schreie. Wie kann man so was nur mit jemanden machen? Wer ist dazu in der Lage, dass man Menschen solange peinigt, bis sie winseln und um den Tod betteln. Jody erschauderte bei dem Gedanken und zuckte zusammen, als die Schreie wieder einsetzten. Urplötzlich fraßen sie sich wieder mit aller Macht in ihre Ohren. Auch das Lachen setzte mit ein. Es schien gemeiner und böswilliger als je zuvor. Jody sackte zusammen und hockte sich auf den Boden. Mit dem Rücken an der Wand, die Beine angewinkelt, die Hände fest an die Ohren gepresst gab sie einen jämmerlichen Anblick. Sie war am Ende. Mit den Nerven total fertig. Runtergekommen. Die immer wiederkehrenden Schreie, das Gelächter, die vielen Anblicke, die sie in diesem Haus hatte, dann der so vertraute und trotzdem beängstigende Schatten. Nein, so geht es nicht mehr weiter. Sie wusste keinen Ausweg mehr. Wollte nur noch raus, raus aus diesem Haus. Zurück in die Freiheit. Doch sie sah keine Chance diesem Unheil zu entkommen. Sie saß nur noch da, zitterte am ganzen Leib, ließ ihren Tränen freien Lauf und schluchzte in die Nacht. Was hab ich nur verbrochen? Ich wollte doch nur ein neues Leben anfangen. Mehr nicht. Darf man das denn nicht? Ich hab doch sonst nichts weiter gemacht. Was soll das? Scheiße!… und plötzlich begann sie lauthals gegen die Schreie anzugehen. Drückte sich mit all ihrer noch verbliebenen Kraft gegen diese Wand. „Was willst du, du Arsch, los, komm doch, stell dich, du feige Sau, immer nur weglaufen, sich verstecken, pah, das kann doch jeder, du Wichser, du Arsch, na, wo bist du denn, Schiss?, ha, Feigling, ich krieg dich, ich mach dich fertig, du Spinner… wäre doch gelacht“ flüsterte sie noch hinterher. Und wieder war es still. Sie hatte keine Kraft mehr. War körperlich am Ende…
Komm in den Keller. Urplötzlich war da wieder eine Stimme. Eine sanfte, liebliche Stimme, die ihr Geborgenheit gab. Komm runter. Zu uns. Wir warten auf Dich. Wir werden Dich herzlich willkommen heißen. Wer seid ihr denn? Du wirst es erfahren! Was wollt ihr von mir? Du wirst es erfahren! Was passiert hier mit mir? Du wirst es erfahren! Komm runter. In den Keller. Alles wird sich aufklären…
hahaha

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