— Kapitel 3 —

Als die Sonne schon hoch am Himmel stand erwachte Jody. Lichtstrahlen streichelten ihr Gesicht und wärmten ihren Körper. Die letzten Nebelschwaden hatten sich gerade verzogen und die Vögel waren erwacht. Vogelgezwitscher. Die Tierchen gaben ihr ein liebliches Konzert. Fröhlich flatterten sie durch die Lüfte. Jagten sich zwischen den Baumkronen und erfreuten sich gemeinsam über den Tag. Rehe hüpften durch den leicht gelben Blätterwald., blieben immer wieder mal stehen, schauten zu ihr herüber und zogen weiter.
Idylle!
Nichts erinnerte mehr an die schrecklichen Nacht. An die zermürbenden Schreie. An Jodys Verfolgungsjagd. An den unbekannten (?) Mann.
Selbst Jody begann zu zweifeln. Nachdem sie langsam und so sanft erwacht war, sie wieder klare Gedanken fassen konnte, das erinnerte sie sich wieder an die Geschehnisse der Nacht. Sie dachte darüber nach. Suchte Erklärungen. War das alles nur ein Traum? …oder ist es wirklich passiert? Hmmm, sie war sich absolut nicht sicher. Also schien viel zu unwahrscheinlich, um daran glauben zu können. Nein, das konnte nicht wirklich passiert sein. Nicht in dieser Welt, in dieser Dimension. Vor allem der Mann, nein, es war ein Traum. Ja, so muss es gewesen sein. Anders ist sein Erscheinen, seine Existenz nicht zu erklären. Diese Erkenntnis fasste sie, als ihr Herz noch ungewöhnlich schnell raste und ihr noch immer Schweißperlen auf der Stirn standen… Mit den leichtfertigen Worten ‚Es war halt ein sehr intensiver Traum’ legte sie die Erlebnisse zu den Akten.
Woher sollte sie die Wahrheit auch kennen.
So lebte Jody den Tag, wie jeden anderen. Als wär nichts geschehen.
Sie hatte sich entschieden noch ein Weilchen in dieser Umgebung zu bleiben. Sie genoss die Ruhe, die Abgeschiedenheit von der Gesellschaft, die Stille, die Harmonie der Natur. Hier hatte sie die Zeit gefunden ihre Gedanken zu sortieren. Sich über die Zukunft im klaren zu werden. Denn so sehr sie die Momente des Alleinseins noch auskostete, so sehr war ihr auch bewusst, dass dies kein Leben auf Dauer war. Dass es so nicht ewig weitergehen konnte. Dafür war sie auch einfach nicht geboren. Sie liebte ihre Arbeit – den Umgang mit den Menschen, das Gewusel der Großstadt. Das pulsierende Leben. Ja, da lag auch wieder ihre Zukunft. Aber eben noch nicht jetzt, und vor allem nicht dort, wo sie bisher wohnte. Nein, das ging nicht, das war nicht möglich. Nochmal zurück an den punkt ihrer Vergangenheit? Nee! Und das war auch ihr Problem. Sie wollte, sie musste mit den Geschehnissen von früher abschließen, ehe sie ein neues Leben beginnen konnte. Sie musste einen Schlussstrich ziehen. Ein Ende finden. Und dies nun mal etwas Zeit. Die fand sie hier. Keiner da, der sie bedrängt, der ihr neue Aufgaben auf den Tisch knallt. Der immer wieder neue, dumme Fragen stellt. Puh, das konnte sie jetzt absolut nicht gebrauchen. Endlich mal allein. Tun was einem Spaß macht. Immer! Rund um die Uhr. Ja, Freiheit!
Sie verbrachte den Tag mit lesen, spazieren gehen, den Tieren zuzuschaun. Sie war glücklich – einfach nur glücklich – Life for the moment! Erst in solchen Situationen lernt man das Leben richtig lieben. Sich mit wenigen Dingen zufrieden geben. An kleinen Sachen erfreunen können – wem ist das in der heutigen Gesellschaft noch vergönnt?!

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