Ich hoffe, ich beschreie jetzt nichts, da unser Großer den zweiten Geburtstag erst in wenigen Wochen feiert.
Zweijährige werden eher fast schon verteufelt. In Amerika nennt man das Alter „the terrible two“. Rund um ihren zweiten Geburtstag entdecken Kinder, dass sie eigene Entscheidungen treffen können und sind damit gern überfordert. So sehr, dass sich ihre Verwirrtheit in Tränen und Geschrei entlädt. Bockphase wird es dann gern genannt.
Für Eltern kann diese Phase extrem anstrengend und nervenaufreibend sein. Nichts, was man macht ist richtig und der Nachwuchs ist immer am Rande der Explosion. Das schlaucht.
Und doch sage ich, dass das eine ganz großartige Zeit ist.
Vielleicht, weil er die Hochphase noch nicht erreicht hat. Vielleicht, weil er schon immer anstrengender war und wir deshalb trainiert sind. Vielleicht auch, weil wir vorbereitet sind, die Gründe für sein Handeln verstehen und deshalb ruhiger reagieren.
Vor allem aber, wegen der sonstigen Entwicklung. Generell finde ich es ohnehin gut, wenn unser Nachwuchs einen eigenen Charakter entwickelt und dafür (ein)steht. Und genau das tut er beim „Bocken“. Nicht nur in Form von Tränen und Geschrei, sondern auch in Worten. Die sprachliche Entwicklung und die Anfangsphase der direkten Kommunikation macht dieses Alter so belebend.
Das bewusste wahrnehmen der Umwelt, das Nachahmen und Helfenwollen (im Garten, in der Küche, im Alltag generell) sind so unbeschreiblich und toll zu beobachten. Vor allem kommt damit wieder Zeit zu einem Zurück, in der man gewissen Hobbys (sicherlich nicht allen) wieder nachkommen kann. Zusammen mit seinem Kind.
Bei uns kam noch hinzu, dass unser Großer sich nie lange mit einer Sache beschäftigen konnte. Nun sitzen wir auch mal eine Stunde und mehr vorm Bauernhof, bauen mit Duplo und blättern sogar mal durch ein Buch. Dad macht es entspannt, bringt damit mehr Spaß und erhöht die Freude an der Zeit mit dem Kind.
Die Zeit vor (und nach – hoffentlich) dem zweiten Geburtstag sind großartig. Lasst euch vorab nichts anderes einreden. Es ist wie mit allem im Leben: Es kommt darauf an, was man daraus macht.