Rudnevs. Eher gut als schlecht

Artjoms Rudnevs bringt Qualitäten mit, die einer Mannschaft helfen. Qualitäten, die über den reinen Einsatz hinausgehen. Dafür muss er allerdings auf seiner Position spielen. Parallelen zu Yuya Osako tun sich auf.

Innerhalb einer Woche wurden sowohl Rudnevs-Fans als auch deren Kritiker bestätigt. Nach seiner Gala gegen Darmstadt folgte ein ernüchterner Auftritt in Hamburg. Eine Vorstellung, wie man sie von ihm vielerorts erwartet hatte. Läuferisch durchaus ansprechend. Technisch und kaltschnäuzig jedoch weitab von Bundesligaformat.

War seine starke Partie gegen Darmstadt also nur ein Ausreißer? Die große Ausnahme gegen einen limitierten und an diesem Tag unterirdischen Gegner? Eventuell. Vielleicht. Man weiß es nicht. Wohl eine Mischung aus beidem.

Rudnevs wird nie der Spieler sein, der in jedem Spiel für einen Treffer gut ist. Allerdings sollte man ihn auch nicht als typischen Chancentod abstempeln, der halt nur laufen kann. Rudnevs als Stammspieler ist für zehn Saisontore gut. Dazu ein paar Vorlagen und Räume für seine Mitspieler.

Rudnevs – Ein Mann für die Zentrale

Dafür muss er jedoch dort spielen, wo er seine Qualität auch ausspielen kann. Trotz aller Laufstärke ist er auf dem Flügel eher schlecht platziert. Das fällt immer wieder auf. Da fehlt ein gewisses Spielverständnis und die letzte technische Finesse für mustergültige Flanken. Mit seiner kämpferischer Leidenschaft rennt er hier eher gegen Mauern. Zentral als Mittelfstürmer kann er hingegen Räume schaffen, Mitspieler mit kurzen Pässen einsetzen und ohne lang zu überlegen einfach abziehen. Das liegt ihm mehr und hilft dadurch der Mannschaft.

Dass er trotzdem immer wieder auf dem Flügel zum Einsatz kommt, ehrt Stöger, der damit dem Spieler und Menschen die Wertschätzung schenkt, die er sich erarbeitet und zweifellos verdient hat. Ist aber auch ein Zeichen von fehlenden Alternativen in Zeiten enger Personaldecken. Als mannschaftsdienlicher Spieler geht Rudnevs auch dort Wege für das Team, die Stöger wichtiger erscheinen, aber dem normalen Fan verborgen bleiben. In wie weit Rudnevs auf der Position in den meisten Fällen eine echte Verstärkung ist, bleibt zumindest für mich fraglich. Als Backup und Joker für die Mittelstürmerposition sehe ich ihn als wichtigstes Element. Für den Stamm reicht es wegen der Konkurrenten (Modeste, Osako) auch langfristig nicht.

Verändert Stöger mit Rudnevs das System?

Es sei denn, in der kommenden Saison erfolgt eine Weiterentwicklung des Systems mit einem Osako hinter einem Doppelsturm. Gerade Osako ist hier das beste Beispiel, wie Stöger mit Spielern umgeht, denen er vertraut.

Auch den Japaner hat er immer wieder auf dem Flügel aufgeboten, wohlwissend, dass seine Stärke in der Zentrale liegen. Dort, wo es mittlerweile eine Planstelle gibt. Hier dreht Osako seitdem auf und gibt dem Trainer, der Mannschaft und dem Verein das Vertrauen zurück, was sie ihm vorher zuteil werden ließen.

Ist die stete Aufstellung von Rudnevs ein Vorgriff auf kommende Anpassungen oder einfach eine aktuelle Bestandsaufnahme aufgrund personeller Probleme? Mein Gefühl sagt mir, dass es eher Richtung Option 2 geht. Ergänzt mit dem kämpferischen Element, das Stöger im Offensivspiel benötigt und der Arbeit an der Weiterentwicklung auch dieses Spielers.

Wir werden uns auch weiterhin über merkwürdige Laufwege und Situationen, in denen er sich verrennt fürchterlich aufregen. Ebenso werden wir gelungene Aktionen bejubeln, ihn bei Toren lobpreisen und nach Auftritten wie gegen Darmstadt ausrasten vor Glück. Am Ende trägt er unser Trikot und ist damit Teil unserer Mannschaft. Schon jetzt dürfte er die meisten Anhänger eher überrascht haben, als enttäuscht. Kann also alles gar nicht so schlecht sein.

Come on Rudi, come on EffZeh!

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