Schließt Siem zu Kaymer auf?

Marcel Siem war immer irgendwie da, aber nie mittendrin. Siem war sicherlich ein guter Golfer, aber zur Spitze konnte und wollte man ihn nicht zählen. Selbst in Zeiten, als ein Martin Kaymer noch nicht die Golfszene eroberte, war er das Aushängeschild des Sports. Er war ein deutscher Golfer, mehr auch nicht. Golf war halt nicht so wichtig.

Das änderte sich erst mit Kaymer, der die Weltrangliste erklomm und ein Majorsieg errang. Der grandiose Runden spielte und tolle Siege feierte. Der zudem smart und bescheiden war und schnell zum “Dirk Nowitzki des Golfs” ernannt wurde. Kaymer schaffte es, eine Randsportart wieder populär zu machen. Selbst Golfspielen war irgendwie in und befreit vom Schickimicki. Ich überleg(t)e sogar, mal zu einem Golfturnier zu fahren.

Ende Juli finden in der Nähe schließlich die Schüco Open 2012 statt. Kann man mal hin. Nicht nur wegen Martin Kaymer, wie sich in den letzten Wochen mehr und mehr herauskristiallisiert hat. Denn während der deutsche Vorzeigegolfer ein wenig an Drive verloren hat, ist Siem auf die Überholspur gewechselt.

Betrachtet man die letzten Ergebnisse, ist er der aktuell beste deutsche Golfer. Er lag zuletzt deutlich vor Kaymer. In Pulheim landete der 31-jährige auf Rang sechs. Dabei zeigte er erst am letzten Tag Nerven und verspielte den möglichen Sieg. Das holte Siem nun in der Nähe von Paris nach. Bei Le Golf National blieb er ruhig und packte seine besten Schläge aus, als es darauf ankam.

Dadurch wurde er mit dem Sieg belohnt. Sein erster Triumph bei einem Turnier seit acht Jahren. In der Weltrangliste ist er noch immer weit von den Top Ten entfernt. Durch den Sieg ist er von 120 auf 58 geklettert. Ein enormer Sprung und in der aktuellen Verfassung hat er noch Luft nach oben. Zur absoluten Spitzenposition wird es bei Siem nicht reichen. Aber für Achtungszeichen ist er, der vor fast zwei Jahren Vater geworden war allemal gut.

Vielleicht nehmen diese Erfolge Kaymer auch ein wenig den Druck. Deutsche Golffans können nur hoffen, dass er dadurch seine Leichtigkeit zurück gewinnt, die ihm Sicherheit schenkt, um selbst wieder ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Ansonsten kann man sich freuen, dass Kaymer nicht der einzige Golfer ist, der Erfolge feiern kann.