Vergessen, um zu kassieren

Zwei Männer. Zehn Meter voneinander entfernt. X fängt an zu pöbeln. Y schießt verbal zurück. Sie pushen sich gegenseitig hoch. Y tritt zu X hinüber, will X im Angesicht des Wortgefechts gegenüber stehen. X reagiert umgehend mit einem Faustschlag, wirft Y zu Boden, um weiter auf ihn einzuschlagen. Y reagiert seinerseits mit heftigen Schlägen. X schnappt sich ein sieben Kilo schweres Kamerastativ, um ein letztes mal zuzuschlagen. Y feuert Hasstiraden und Morddrohungen gen X während die Streithaehne auseinander getrieben werden.

Frage: Wer ist der übelste Rowdy?
X und Y sind sicherlich keine Waisenknaben. Beide gingen zu weit.
Aber wenn man sich entscheiden muss, wählt man sicher X.

Er hat den Streit angezettelt und zuerst geschlagen.
Y hat sich gewährt und verbal die deutlicheren Tiefschläge gelandet. Ein Typ mit dem man keinen Streit haben möchte.
Mit Raufbold X aber noch weniger.

Das ist das reale Leben.
Boxen ist anders!

In dem Sport ist Y die persona non grata. Erst recht, weil er vorher “Volksheld” und Weltmeister Z bereits geohrfeigt und bespuckt hatte. X steht hingegen als “Opfer” da, als Athlet der seinen Sport weiter ausüben darf, während Y festgenommen und mit Geldstrafe sowie Berufsverbot belegt wurde.

Und warum?
Weil Partei Z längst ein Event mit X auserkoren hatte. Ein gewinnbringendes Event wohlgemerkt. Deshalb darf sich X zwei Wochen nach dem größten Skandal dieses Sports, den er selbst anzettelte fröhlich lächelnd als nice guy präsentieren und die nächsten Millionen klarmachen. Sein Ausraster wird hierfür unter den Teppich gekehrt und tot geschwiegen. Vor dem Fight dürfte er trotzdem wieder (kurzweilig) der Buhmann sein.

Welch verlogener Sport.
Welch unerhörliche Show!