Renaissance des deutschen Ski Alpin der Herren?

Man musste sich schon verwundert die Augen reiben.
Vor wenigen Tagen stand wirklich ein deutscher Ski Alpin-Rennläufer aus dem Podest. Nicht in einem Einladungsrennen. Nicht im Europacup. Sondern im Weltcup der Weltbesten. In einem Rennen, an dem die Weltbesten am Start waren. Und der junge Mann auf dem Stockerl hörte nicht mal auf den Namen Neureuther.Felix, der vor Jahren als große Hoffnung des deutschen Ski Alpin der Herren galt, musste verletzungsbedingt auf den Saisonstart verzichten.Dass die ersten beiden Riesenslaloms der Saison aus deutscher Sicht trotzdem nicht zum Vergessen waren, lag an Fritz Dopfer.
Der 24-jährige raste zuerst am Sonntag auf Platz drei und zwei Tage später bestätigte er seine Leistung mit Position sieben.
Also keine Eintagsfliege oder einfach nur Glück?Das wird sich erst noch zeigen müssen.
Doch die Hoffnung ist durchaus berechtigt.

Der junge Dopfer konnte sich bereits im letzten Winter leicht steigern und hat im Sommer anscheinend hart und richtig trainiert. Eine kleine Leistungsexplosion.
Vielleicht hat er auch nur die noch nicht vorhandene Topform der Weltelite für sich genutzt.
Egal!
Dopfer und mit ihm das männliche Ski Alpin-Team haben mächtig Selbstvertrauen getankt.
Jetzt gilt es, den Druck nicht zu stark aufzubauen, die den Hoffnungsträger erdrückt, ehe er sich richtig etablieren kann.
„Step by Step“ kann die richtige Marschroute jetzt nur heißen.

Bezeichnend dabei, dass neben Dopfer auch Ski Alpin-Chef Wolfgang Maier gebürtig aus Österreich kommt. Der alpinen Vorzeigenation schlechthin. Mehr davon, möchte man schreien. Das Reservoir an starken Fahrern scheint in der Alpenrepublik unerschöpflich. Wenn sich daraus auch ein paar gute Sportler für Deutschland rekrutieren lassen, warum nicht?

Der deutsche Ski Alpin der Herren muss endlich aufgerichtet und auf starke Füße gestellt werden.

Ein gewisses Potenzial ist dabei vorhanden.
Neben Dopfer, der in Beaver Creek das erste deutsche Riesenslalom-Podest bei den Männern seit 1994 sicherte, ruhen auch weiterhin Hoffnungen auf Felix Neureuther. Stephan Keppler hatte im Dezember 2010 zwei Mal den Sprung in die TopTen (darunter ein zweiter Platz im SuperG in Val Gardena-Gröden), ehe er sich verletzte und zurück geworfen wurde. In Beaver Creek kam er im Super G immerhin auf Rang 15. Ein kleines Achtungszeichen. Man sollte auch Keppler noch nicht abschreiben.

Mit Neureuther im Slalom, Keppler im SuperG und jetzt Dopfer im Riesenslalom verfügt der DSV über drei Athleten in drei Disziplinen, die das Potenzial besitzen, regelmäßig unter die ersten Zehn zu fahren.
Wenn sie weiter Selbstvertrauen gewinnen und behutsam vom Trainerteam betreut werden.

Der deutsche Nachwuchs braucht nicht nur Idole, sondern auch Athleten, die ihnen Zeit geben zu reifen.
Wie zum Beispiel einem Stefan Luitz (19), der parallel zu Dopfer im norwegischen Trysil seinen ersten Europacupsieg (und einen weiteren Podestplatz) feierte.