Birgit Prinz ist der Inbegriff deutschen Frauenfußballs. Viele Sportfans, die eher weniger mit Frauenfußball zu tun haben, kennen die deutsche Ausnahmestürmerin. 17 Jahre lang ist sie eines der, wenn nicht sogar das Aushängeschild ihrer Sportart. Vieles projiziert sich nur auf sie. Doch gerade in diesen Tagen, wo sie ihrer Karriere das i-Tüpfelchen verpassen will, beginnt ihr Denkmal zu bröckeln.
Es sollte das Highlight ihrer Karriere werden. Als Kapitänin den dritten Weltmeisterschaftstitel in Serie feiern. Im eigenen Land. Als Anführerin und Torschützin. Doch bereits nach zwei Spielen, muss sie harten Gegenwind verkraften. Ungewohnt raue See. Eine Gemütslage, die sie bisher wohl noch nicht ertragen musste.
Zu alt sei sie, zu langsam, zu wenig hilfreich für die Mannschaft. Die Presse nimmt kein Blatt vor den Mund. All Jene, die sie jahrelang zur deutschen Fußballerin des Jahres gewählt haben, packen nun die Knüppel raus. Weil sie vielleicht erst jetzt durch die räumliche Nähe zur Heim-WM 2011 sehen, wo sie steht.
Bereits vor Jahren hatte ich einen Bericht gelesen, in dem es darum geht, wie die Wahl zur Fußballerin des Jahres vonstatten ging. Einige “wahlberechtigte” Journalisten riefen entweder bei einem Kollegen an, der sich vermeintlich mit dem Sport auskennt oder setzten direkt ihr Kreuz bei Prinz. Weil sie die anderen Namen nicht kannten oder sich einfach nicht länger damit beschäftigen wollten.
Das soll die Leistung von Birgit Prinz keinesfalls schmälern. Meistens hat sie die Wahl durchaus zu recht gewonnen. Wenn auch nicht immer mit der großen Mehrheit, aber doch verdient. Nur zeigt es auch das Dilemma des Sports, das immer noch um Aufmerksamkeit kämpft. Beachtung, die es jetzt bekommt und die dadurch in das Gegenteil umschlägt, wie im Fall Prinz.
Man muss durchaus zugeben, dass Prinz ihre allerbesten Jahre sicherlich überschritten hat. Ich selbst mag im Sturm eine Inka Grings lieber und freue mich über den Einsatz von Alexandra Popp. Ich war auch nie der große Prinzfan. Man darf der Nationalspielerin aber nicht vorwerfen, dass sie älter und damit langsamer geworden ist. Ebenso wenig, dass sie zum Ende ihrer ruhmreichen Karriere unbedingt bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land dabei sein will.
Man darf aber auch Bundestrainerin Silvia Neid nicht vorwerfen, dass sie die Sturmführerin nicht nur mitgenommen, sondern auch aufgestellt hat. Es war wohl die richtige Entscheidung. Wenn auch nicht zwingend zu hundert Prozent aus sportlicher Sicht. Aber, und das wird gern vergessen, gerade die Popularität von Birgit Prinz hilft der Mannschaft.
Nicht nur, dass sich alles Mediale auf die fokussiert (neben den bunten Berichten zur Glamourdame Lira Bajramaj) und dadurch gerade die jungen Spielerinnen geschützt und behütet werden. Auch sportlich bringt Prinz das Team weiter. Neid hat es selbst am Besten erklärt. Wenn sie am Ball ist, stehen direkt drei Gegenspielerinnen auf ihren Füßen. Was Platz für die anderen deutschen Damen schafft. Ihre Verdienste sorgen bei gegnerischen Mannschaften dafür, dass versucht wird, sie aus dem Spiel zu nehmen. Wodurch andere Akteure mehr Chancen haben.
Das Prinz-Bashing ist nicht völlig unberechtigt, sollte aber nicht aus einem eindimensionalen Blickwinkel betrachtet werden. Wobei die Kritik schnell wieder in die Gegenrichtung ausschlagen wird, wenn Prinz das entscheidende Tor erzielt. Denn Schnelligkeit hin oder her. Sie bringt die nötige Klasse und Erfahrung mit, die eine Mannschaft bei so einem Turnier benötigt.