Der deutsche Fußball hat in den letzten Jahren unglaublich an Qualität gewonnen. Ende der Neunziger, Anfang des neuen Jahrtausends schien der deutsche Fußball am Boden zu sein. Bei Welt- und Europameisterschaften kam das Aus teilweise bereits in der Vorrunde. In internationalen Vereinswettbewerben schieden deutsche Teams recht früh aus. In den Ranglisten rutschte Deutschland ab und fand sich in den Niederungen wieder.
Zehn Jahre später scheint der deutsche Fußball so stark wie nie zu sein.
Bei großen Nationenturnieren geht die DFB-Auswahl wieder als Favorit ins Rennen. Auf internationalem Parkett warten die Mannschaften zwar weiterhin auf einen Titel, doch deutsche Spieler befinden sich wieder hoch im Kurs.
Das beweist besonders Real Madrid. Nachdem die Königlichen im letzten Sommer die deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Sami Khedira unter Vertrag nahmen, bediente sich der spanische Verein erneut doppelt in der Bundesliga. Mit Hamit Altintop und Nuri Sahin wechseln zwar keine deutschen Spieler in die Primera Division, aber ein Duo, dass in Deutschland geboren und groß geworden ist. Auch fußballerisch. Das bestätigt die gestiegene Ausbildung junger Fußballer in der Bundesrepublik.
Ex-Bundestrainer Berti Vogts hatte zu seiner Amtszeit angemahnt, dass Deutschland über kaum qualitativ hochwertigen Nachwuchs verfüge und regte deshalb vorgeschriebene Leistungszentren an. Diese sind heute längst etabliert und ein Sammelbecken für deutsche Talente.
Sagte man diesen noch vor einigen Jahren nach, sie seien unbezahlbar und entwickeln sich im europäischen Vergleich erst spät ins Topniveau, kommen heutzutage kaum Bundesligavereine ohne deutsche Nachwuchskräfte aus. Der deutsche Meister Borussia Dortmund brachte mit Mario Götze einen erst 18-jährigen hervor, der direkt in die Nationalmannschaft stürmte.
Der deutsche Fußball ist wieder in und genießt Respekt. Vor allem nach dem beherzten Auftritt bei der Heim-WM 2006. In der FIFA-Rangliste findet sich Deutschland auf Position vier wieder. Bei der UEFA gar auf Rang drei.
Das macht Spieler aus der Bundesrepublik auch im Ausland interessant. Womit wir wieder in Madrid wären. Real hatte bereits 2008 Rafael van der Vaart und 2007 Christoph Metzelder aus der Bundesliga in die spanische Hauptstadt gelockt. Dass aktuell zwei Deutsche im Aufgebot stehen ist umso erstaunlicher, da erst acht deutsche Spieler im Real-Kader standen. Die erfolgreichsten waren Günther Netzer und Paul Breitner (jeweils 2 Mal Meister) sowie Uli Stielike (3 mal Meister und ein Mal UEFA Cup-Sieger), die in den Siebzigern eine deutsche Ära prägten, ehe Bernd Schuster von 1988 bis 1990 ebenfalss zwei Meistertitel feierte. Nun also Özil und Khedira.
Der deutsche Fußball hat in den zurückliegenden Jahren einen extremen Leistungssprung genommen. Mit dem eingeschlagenen Weg und einer konsequenten Nachwuchsförderung, dürfte sich Fußballdeutschland auch über eine lange Zeit in der Weltspitze festsetzen.
Das muss er auch, denn trotz aller Höhenflüge gibt es einige Fragen. Warum taucht in der UEFA-Rangliste unter den Top Ten jeweils nur ein deutscher Verein auf? Und wieso gelingt es einem FC Porto innerhalb von acht Jahren drei internationale Titel zu gewinnen, während deutsche Teams gänzlich leer ausgehen?
Deutscher Fußball steht gut da, aber ist noch ein ganzes Stück von der Spitze entfernt.