Die Handball Weltmeisterschaft 2011 ist am Sonntag mit dem verdienten Sieg von Frankreich zu Ende gegangen. Als es ernst und um Medaillen ging, war die deutsche Mannschaft schon nicht mehr dabei. Selbst bei den Spielen um die Olympia 2012-Qualifikation konnte die DHB-Auswahl kein Wörtchen mitsprechen. Als geschlagener Elfter beendete das Team das Turnier.
Verdientermaßen, wie man im Rückblick ernüchternd feststellen musste.
Die Mannschaft deutete ihr Potenzial an, aber brachte nicht annähernd Konstanz aufs Parkett. Stattdessen wirkt vor allem das 27:24 gegen Island wie ein Ausrutscher. Denn ansonsten tat sich die Mannschaft schwer. Zu schwer. Dabei konnte das Team zum Auftakt (30:25 gegen Ägypten, 38:18 gegen Bahrain) durchaus Selbstvertrauen tanken. Gegen Spanien konnte die Mannschaft noch überzeugen und verlor nur knapp mit 24:26. Die Niederlage gegen Frankreich (23:30) war eingeplant, aber in der Deutlichkeit erschreckend.
Es folgte Island und danach die Komplettaufgabe gegen Ungarn (25:27) und erst recht gegen Norwegen (25:35). Platz elf konnte nur mit Glück (30:35 n.V. gegen Argentinien) erobert werden. Gerade diese Spiele werden in Erinnerung bleiben, wenn man an die WM 2011 zurückdenken wird.
Nicht der Sensationsstart von Uwe Gensheimer (9 Versuche, 9 Tore zum Turnierauftakt). Nicht die unglaublichen Paraden von Johannes Bitter und Silvio Heinevetter. Nicht die Partie gegen Island.
Den deutschen Handballfans dürfte Angst und Bange werden. Bis auf Torsten Jansen musste kein Spieler mit internationalem Format zu Hause bleiben. Und obwohl die Juniorenmannschaften bei internationalen Turnieren Erfolge feiern, bleibt der Nachwuchs aus. Weil die Vereine lieber in internationale Spieler investieren, anstatt den eigenen Nachwuchs zu fördern. Mit Erfolg, wenn man die Erfolge der letzten Jahre (Champions League-Sieg 2007 und 2010 durch THW Kiel, Europapokal der Pokalsieger 2010: VfL Gummersbach, seit 2004 gewann immer eine deutsche Mannschaft den EHF-Pokal!) betrachtet. Alles richtig gemacht, könnte man meinen.
Doch das Spiel ist riskant.
enn noch immer ist die Nationalmannschaft das Aushängeschild einer Sportart. Erst nach dem Europameistertitel 2004, Platz zwei bei den Olympischen Spielen 2004 und erst recht nach dem WM-Sieg 2007 erlebt Handball in Deutschland wieder einen Boom. Deshalb haben wieder mehr Sportfans zum Handball gefunden und die Bundesligaarenen gefüllt.
Wenn aber auf Jahre der internationale Erfolg der DHB-Auswahl ausbleibt, könnte auch hier wieder ein Rückgang zu vermelden sein. Ist dann nicht rechtzeitig vorgesorgt, kann sich der deutsche Handball auf eine lange Durststrecke gefasst machen.
Neun Spieler waren in Schweden aktiv, die schon 2007 dabei waren. Kommt kein Nachwuchs nach, dürfte in fünf Jahren das international durchaus tragfähige Gerüst weggebrochen sein. Schon jetzt fehlte beispielsweise ein Kapitän, wie Markus Baur oder ein Kreisläufer, wie Christian Schwarzer. Typen, die nicht nur spielerisch den Unterschied machen, sondern vor allem menschlich.
Kein Wunder also, dass sich nicht nur der Deutsche Handball Bund, sondern auch Bundestrainer Heiner Brand so seine Gedanken macht. Über seine Zukunft und der des deutschen Handballs. Bis 2013 läuft noch sein Vertrag.
Aber bringt der 58-jährige noch genügend Energie und Ideen mit, um Deutschland wieder in die Siegerstraße zurück zu bringen. 1997 war der Weltmeister von 1978 zum Trainer ernannt worden und hatte den Neuaufbau gestaltet. Er steht für das deutsche Handball in den letzten Jahren.
Nur kann er diesen Elan noch einmal aufbringen?
Oder sollte nicht ein Neuanfang gestartet werden? Mit neuen Gesichtern und neuer Energie. Mit neuen Strukturen und neuen Maßnahmen, ehe es zu spät ist? Mit Hilfe vom Fußball, wo man vor Jahren reagierte, den Nachwuchs gezielt förderte und nun die Ernte sät. Kann das ein Heiner Brand oder braucht es frische Kräfte?
Denn sicherlich wollen die deutschen Handballfans nicht erneut 29 Jahre auf den nächsten WM-Titel warten. Handballdeutschland mit all seinen Vereinen, Trainern und Funktionären sollte der Erfolg der Nationalmannschaft am Herzen liegen. Weil dort der Schlüssel zum Gesamterfolg liegt.