Forbes-Redakteure werden Blogger

Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein großes Medium diesen Schritt geht. Journalisten, die auf forbes.com schreiben, werden immer mehr zu Bloggern. Nicht nur, dass sie ihre Texte online zur Verfügung stellen. Mit dem Online-Publizieren verbinden sich nun auch Rechte, Regeln und Pflichten, die Bloggern schon länger bekannt sind.

Fest Angestellte müssen ihre Texte beispielsweise in Eigenregie verlinken und in sozialen Netzwerken unterbringen. Sie müssen demnach viel mehr (Eigen)Werbung für ihre Beiträge machen. Damit geht der Journalismus immer in die Richtung, dass einzelne Autoren gelesen und verfolgt werden und nicht zwangsläufig „nur“ gewisse Medien. Journalisten werden zu Unternehmern. Ihrer selbst!

Noch viel gravierender ist das sogar bei den Freien zu sehen. Diese werden demnächst nicht mehr Pauschal vergütet. Ihr Verdienst richtet sich in Zukunft nach dem Traffic, den ihre Texte erzielen. Wer auf forbes.com gute Texte schreibt, diese geschickt weiter verbreitet und damit hohe Klickzahlen erreicht, der wird dementsprechend gut verdienen. Wer nicht so oft gelesen wird, muss sich mit geringeren Einnahmen zufrieden geben.

Wie Blogger halt. Wer gute Inhalte liefert, starkes SEO liefert und sich eine breite Leserschaft aufbaut, der kann – wenn er es denn will – auch anständige Einnahmen verzeichnen.

Das US-Wirtschaftsmagazin geht in den nächsten Monaten noch weiter. Lewis D’Vorkin will eine Heerschar an Bloggern gewinnen, die für sein Portal schreibt. Kostenlos. Das macht heutzutage eigentlich kaum noch jemand, doch bietet sich dadurch die Möglichkeit, sich auf einer angesehenen Plattform mit großer Reichweite einen Namen zu machen. Ein erster Schritt auf der Karriereleiter für Jungjournalisten.

Ich finde den Weg, den forbes.com einschlägt durchaus zukunftsträchtig. Dahin wird es gehen. Auch in anderen Medien. Irgendwann auch in Deutschland.

Der Begriff Journalist und Blogger verschwimmt ohnehin immer mehr, so dass irgendwann nur noch Bezeichnungen, wie Online-Publizist auftauchen dürften. Verlage, die online kaum Geld verdienen haben somit eine Möglichkeit, ihre Mitarbeiter leistungsbezogen zu vergüten. Eine faire Geschichte. Wer gut ist, sollte dementsprechend besser bezahlt werden.

Die Idee Nachwuchskräfte dadurch zu rekrutieren, indem man diese erstmal kostenlos für sich schreiben lässt, ist durchaus sympathisch. Sicherlich müssen diese Texte vor Veröffentlichung einmal Korrektur gelesen werden, aber dadurch und anhand der Klickzahlen lassen sich gute Publizisten besser identifizieren. Dass diese sich dann gern dem Medium (fest oder frei) anschließen, ist ziemlich sicher, wenn sie zuvor schon ihre Zeit dafür geopfert haben, ohne Bezahlung zu veröffentlichen.

Journalismus im Wandel. Die nächste Stufe ist erreicht.

Wer zieht als Nächstes nach? Ich tippe auf den Freitag, der ohnehin schon in diese Richtung tendiert.

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