Wer bezahlt denn für einen Kommentar?

Ich musste zwei Mal auf den Kalender schauen, um zu überprüfen, ob ich nicht vorzeitig in den Winterschlaf gefallen bin oder ein Hitzeopfer wurde. Doch anscheinend ist es wahr. Eine Zeitung in den USA (wo sonst) versucht mit einem ganz neuen Weg Erlöse zu erzielen.

In der Regel bin ich selbst wahnwitzigen Versuchen ziemlich offen aufgestellt. Aber dieser Versuch wird der Sun Chronicle noch weh tun.

Die Zeitung will für Kommentare auf ihrer Webseite demnächst die Hand aufhalten. 99 Cent sollen die Rückläufe der Leser kosten.

Schwachsinn, rufe ich!

Wer bezahlt denn für einen Kommentar?
Besonders, wenn es sich um kein spezielles Fachmagazin handelt oder einen besonders hoch geschätzten Blog? Da kann man vielleicht noch fruchtbare Dialoge zum Text erwarten, aber bei einer Tageszeitung? Bitte schön…

Ich habe keine Ahnung, was Briefe in den USA kosten, aber da wäre ja selbst ein eingestaubter Leserbrief noch billiger. Würde mich wundern, wenn jemand echt blecht, um auf tagesaktuelle Beiträge zu antworten.

Der Sun Chronicle erklärt den Schritt mit Missachtungen der eigenen Online-Regeln. Es wird also in Vergangenheit zu Beschimpfungen und Ähnlichem unterhalb der Beiträge gekommen sein. Diese User will man aussperren, was durchaus richtig ist. Aber durch die Bezahlschranke vergrault man auch „normale Kommentatoren“. Die werden Texte hinnehmen und ihre Meinung für sich behalten, wodurch das Angebot uninteressanter werden dürfte.

… und zudem fehlen dem Verlag damit Rückläufer und Meinungen. Trends können schwerer erkannt werden oder Themen, die die Leser wirklich interessieren. Meinungen sind durch reine Klicks nicht zu ersetzen.

Ich bin gespannt, aber würde mich nicht wundern, wenn The Sun Chronicle diesen Testlauf schnell wieder beendet.

Was ist im Übrigen mit Trackbacks? Werden die auch nicht zugelassen oder werden „Kommentatoren“ im eigenen Blog oder auf Twitter nachträglich zu Kasse gebeten?

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