„Ein Tag ohne Ring am Finger hat nichts mit Freiheit zu tun.“
Gestern bin ich nackt rumgelaufen. Den ganzen verdammten Tag. Nicht zu Hause. Auch nicht im Urlaub an einem verträumten Strand. Sondern im normalen Alltag. Mitten in Hamburg. Während der Arbeit.
Sicherlich. Ich hatte eine Hose an und ein Shirt. Das will auch keiner sehen. Das passiert mir hoffentlich nie. Ich trug auch Schuhe, Socken, Unterhose und meine Brille auf der Nase. Und doch fühlte ich mich so elendig nackt.
Ich hatte ganz normal das Haus verlassen, war mit dem Fahrrad zum Bahnhof gefahren und erstarrte dann, als ich das Gefährt anschloss. Mein Daumen fuhr kurz über den zweiten Finger von rechts. Er war warm. Kein kühles Metall. Kein Klackern. Kein Widerstand.
Ich hatte meinen Ehering im Bad liegen gelassen.
Immer wieder zuckte ich tagsüber zusammen, weil ich das Gefühl hatte ihn verloren zu haben. Vor allem aber fühlte es sich an, nicht noch verbundener mit meiner Frau zu sein. Der Ring schenkt mit Entspannung, spendet Trost und sorgt für ein gutes Gefühl, wenn ich ihn sehe, spüre und ein wenig an ihn rumspiele. Dann bin ich ihr ganz nah und weiß, warum sich das Leben so sehr lohnt.
Seeed singen in ihrem Song Ding „Oohoohoo, du hübsches Ding. Ich versteck meinen Ehering.“ Was für Höllenqualen. Wer das macht, hat die eine Frau noch nicht gefunden.
Gestern war ich nackt. Und seelisch leer.
Wie unglaublich liebesgeladen ich stattdessen heute bin. Nachdem ich den Ring direkt nach dem Aufstehen angezogen habe.
Ich liebe Dich. Für jetzt und für immer!