Düsseldorf ist nicht New York

Abends im Zug.
Es ist Feierabendzeit.
Die Horde, die sich morgens in die Metropole gekämpft hatte, gondelt nun abgekämpft zurück in ihre Vororte. Sie haben die letzten Stunden hart geschuftet – also die einen mehr, die anderen weniger.
Viele dösen vor sich hin oder lenken sich mit dem Smartphone ab. Andere haben Bücher dabei. Wenige sind zu zweit unterwegs oder reden allgemein. Pendlerzüge sind eher ruhig. Die Leute wollen entspannt nach Hause kommen.
Ausnahmen gibt es immer.
Anzugträger, die noch dringend und laut telefonieren müssen. Nervensägen, die fremde Menschen einfach zulabern und zu jedem Wortfitzelchen einen Kommentar abgeben. Pöbler, die sich immer melden müssen.
Andere werden ungewollt angerufen und gehen ran. Sie flüstern meistens, dass sie gerade in der Bahn seien. Manche halten die Lautstärke oder schaffen es, dem Gegenüber mitzuteilen, dass man später zurückruft. Andere werden schrittweise lauter und redseliger.
Heute hatte ich das Exemplar ein paar Reihen vor mir, der eher schweigt und selten was zum Gespräch beisteuert. Braucht man auch. Gute Menschen – erst recht in der Pendlerbahn.
In einer angenehmen Stille durchbricht er dann doch lauter den gemeinsam verbrachten Feierabend im Zug.
„Düsseldorf ist nicht New York.“
Einfach so. Ohne Ankündigung. Es folgen ein paar leisere Worte, die keinen Sinn mehr ergeben. Worum es in dem Gespräch so geht.
Man weiß, dass viele im Abteil nun darüber grübeln.
„Düsseldorf ist nicht New York.“
Den Ursprung dieses Satzes wird man nicht erfahren. Recht hat er aber allemal.

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