Wenn ich mit dem Herzen nicht so sehr dem Fußball verbunden wäre, würde ich die Fans dieser Sportart so dermaßen verfluchen und könnte mich unentwegt über ihr Verhalten aufregen. Dabei ginge es nicht um Aktionen im Stadion (wenn sie nicht politisch geprägt sind). Auch nicht zwingend um irgendwelche Anreise und volle Züge. Wenn man im Einzugsgebiet eines Stadions wohnt kann man selbst fix nachschauen, ob eine Partie stattfindet und sich in dem Zeitfenster – falls möglich – fern halten. Ich denke, ich wäre recht tolerant.
Aber manche Sachen gehen einfach gar nicht.
Wenn ich also nicht mit dem Herzen… oh wait… selbst – und vielleicht auch weil – ich dem Sport emotional so eng verbunden bin, könnte ich kotzen, wenn es mal wieder und immer immer wieder in eine Richtung geht.
Ich hasse einfach Leute, die nicht nachdenken und viel zu schnell vergessen und nur mit einer Vereinbrille schauen und sowieso viel besser sein wollen, es aber nicht sind.
Umso beschämender wird es, wenn es um den eigenen Verein geht.
Beispiel gefällig?
Schaut einfach mal gestern in die sozialen Netzwerke und sucht dort nach Beiträgen zum EffZeh oder lest entsprechende Vereinslektüre.
Gestern wurde der Schiedsrichter für die Partie am Wochenende bekannt gegeben. Kölner sehen die Partie nicht als Derby, spielen die Begegnung runter, nutzen aber die Schiedsrichteransetzungen, um hier von noch mehr Emotionen zu sprechen. Wegen, ähm ja, dem Unparteiischen.
Thorsten Kinhöfer heißt der gute Mann.
Ich habe nie verstanden, warum sich Leute über eine Schiedsrichteransetzung aufregen. Bis dahin ist rein gar nichts passiert. Die DFL sorgt einfach dafür, dass die Begegnung stattfinden kann, indem ein Unparteiischer samt Team berufen wird. Doch jedes Wochenende hört man die hässlichsten Abwandlungen von Schiedsrichternamen, Abneigungen und reine Selbstaufgaben. Mit dem Schiri haben wir keine Chance. Ja, genau.
Im aktuellen Fall Kinhöfer ist das umso dämlicher.
Der „Hass“ aus Kölner Kreisen beruht auf eine Partie vor 4,5 Jahren im (ach so wichtigen) Pokal. Gegen Augsburg hat er drei Kölner des Platzes verwiesen und damit das FC-Ausscheiden besiegelt.
Oh nein, dann bekommen wir am Wochenende ja wieder reihenweise Verwarnungen und Platzverweise. Schmarrn!
Die Partie ist wie gesagt 4,5 Jahre her. Seitdem hat Kinhöfer keine Partie des EffZeh mehr gepfiffen!
4,5 Jahre ohne Kinhöfer bei FC-Spielen. Zieht euch das mal rein. Das ist krass.
Und jetzt erlaubt es sich die DFL diesen Mann wieder zu nominieren.
Unglaublich. Skandal!
Ich erinnere mich dunkel an eine Situation beim FC Bayern. Irgendein Unparteiischer hatte damals den deutschen Rekordmeister „verpfiffen“ und die Münchner plädierten öffentlich dafür, dass dieser Schiedsrichter nie wieder ein Spiel des FCB pfeifen dürfte. Erinnert ihr euch? Auch an den Aufschrei, der durch die Medien und die Fanlandschaft ging? Liebe FC-Fans, wisst Ihr noch, was Ihr damals gezetert habt?
Und jetzt ist es aber OK, wenn der FC bestimmen dürfte, wer ihre Partien leitet?
Wo kommen wir denn da hin?
Dann können wir gleich einen Haus- und Hof-Schiri pro Verein abkommandieren oder die Fans auf den Tribünen die Entscheidung fällen lassen.
Ich kann kotzen. Echt.
Weil hier so viel Scheiße gelabert wird und im Gegenzug so viel vergessen wird. Ich muss nicht mal Robert Enke sagen. Babak Rafati genügt. Gerade wenn es um Schiedsrichter und Köln geht.
Denkt einfach mal nach.
Kinhöfer tut seinen Job. Lasst ihn den machen. Wenn er im Spiel nicht souverän leitet (objektiv betrachtet), kritisiert ihn, aber gebt ihm auch die Möglichkeit aus den Fehlern zu lernen, schlechte Tage zu haben und beim nächsten Mal seinen gewohnten Job zu machen.
Wichtig ist auf dem Platz. Dort muss die Mannschaft überzeugen. Dann klappt es vielleicht auch mit dem Sieg.
Puh, tut gut das alles. Ich hoffe, jemand da draußen rafft, was ich meine. Oder andere pflichten mir bei. Auch wenn es nur wenige sind. Ganz nach ZSK: „Wenn so viele schweigen, müssen wir noch lauter schrein.“
Und jetzt, rein ins Fussballwochenende. Eine entsprechende Vorschau findet ihr da drüben bei der kölschen Ziege.
Come on FC!