Unter der Woche haben sich die beiden besten deutschen Vereinsmannschaften im Fußball ins Halbfinale des Champions League, des wichtigsten europäischen Vereinswettbewerbs gespielt. Während man den FC Bayern München bereits seit einigen Jahren zu den Top vier in Europa zählen kann, ist der Vorstoß von Borussia Dortmund etwas überraschend. Doch auch der BVB steht nicht nur allein wegen der souveränen Vorstellung in der Vorrunde völlig zurecht in der Runde der besten vier. Auch wenn der Sieg gegen Malaga sicherlich überaus glücklich zu Stande kam.
Einen wichtigen Anteil an diesem Sieg nahm dabei Ilkay Gündogan ein. Der junge Deutsch-Türke hat in den letzten Monaten etablierte Größen, wie Sebastian Kehl und Nuri Sahin verdrängt. Zusammen mit Sven Bender bildet er die Zentrale der Dortmunder. Während Bender für das grobe zuständig ist, ist Gündogan der Taktgeber. Der 22-jährige nimmt beim noch amtierenden Deutschen Meister die zentrale Rolle ein, die ein Busquets in Barcelona, Xabi Alonso in Madrid und Sebastian Schweinsteiger in München spielt.
Obwohl Gündogan der jüngste in dem erlauchten Kreis ist, muss er sich nicht vor der Konkurrenz verstecken. Besonders Schweinsteiger dürfte den Atem des Dortmunders im Nacken spüren. Nicht unbedingt beim FCB, wo er noch immer – durchaus zurecht – eine feste Größe ist und beim neuen Deutschen Meister auch bleiben dürfte.
Aber Gündogan dürfte nach dieser Saison auch ernsthafte Ansprüche in der Nationalmannschaft anmelden. Nicht nur als Partner von Schweinsteiger, sondern als dessen Nachfolger. Schweinsteiger zählt sicherlich noch zu den stärksten Spielern in Europa, aber Gündogan hat in diesen Monaten den Sprung auf seine Stufe geschafft. Für Fußballfans ist bereits klar, dass Gündogan einer der besten Spieler der Liga ist.
In der Champions League hat der noch junge Spieler einen nächsten Schritt genommen. Er hat sich weiterentwickelt und seine Klasse auch im Duell mit den besten Spieler des Planeten unter Beweis gestellt. Wie auch in Malaga, wo er einmal mehr der beste Mann im Dortmunder Kader war. Von Beginn an. Beim verhaltenen Start ließ sich der defensive Mittelfeldspieler oft tief auf Höhe der Innenverteidiger fallen und war damit erste Anspielstation. Er war der Lenker.
Das hatte einen Tag später auch Schweinsteiger versucht. Doch während der Borusse ballsicher und abgeklärt daher kam, unterliefen Schweinsteiger etliche Abspielfehler und Unkonzentriertheiten. Gündogan drückte dem Spiel seinen Stempel auf, während sein Münchner Pendant abtauchte. Wenn er noch torgefährlicher wird, dürfte er auch international zu den anerkannten Topspielern aufsteigen.
Schon jetzt wäre er meine Nummer eins im defensiven Mittelfeld. Nicht nur in Dortmund. Sondern auch bereits in der Nationalmannschaft. Die Routine von Schweinsteiger und das – sicherlich nicht unberechtigte – Vertrauen von Nationaltrainer Joachim Löw dürften die Pluspunkte für den Münchner im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2014 sein. Doch spätestens nach der WM von Brasilien dürfte auch die DFB-Karriere von Gündogan endgültig starten.