Das ist nicht mehr mein Pohlmann

Während 7.500 nach Duisburg gefahren sind, um den EffZeh zu supporten, bin ich abends im Knust, um der neuen Platte von Ingo Pohlmann zu lauschen. Bereits beim ersten Lied, bekam ich ein mulmiges Gefühl.

Drei Jahre war die letzte Scheibe von Pohlmann her. Es klang alles wie eine Sinnkrise und ein Neuanfang. Weg von alten Mustern, hin zu neuen Einflüssen. Experimente und ein neuer Stil, der Spaß machen soll. Spaß!

Ich dachte an meine Geißböcke, die ich in dieser Saison auch allzu oft nicht wiedererkannt habe. Seit der Wende halte ich zum Klub. Seitdem gab es oft nur tiefe Täler zu durchschreiten. Köln hatte nichts mehr von dem Glanz, der den Verein groß gemacht hatte und war zur Fahrstuhlmannschaften verkommen. Zudem zur Lachnummer, die Wirklichkeit und Realität nicht auseinanderhalten konnte.

In dieser Saison der Neuanfang. Wie bei Pohlmann. Seriöse Vereinsführung, Füße stillhalten und ehrlich arbeiten. Altlasten wurden aussortiert. Auf dem Platz und auch – besonders – außerhalb. Spinner & Co. geben dem EffZeh ein Gesicht. Eines, das seriös herüber kommt. Es wird hinter den Kulissen gearbeitet. Der Verein soll durch überlegte Arbeit wieder stabilisiert werden. Sicher kein Fußballfan würde Köln aktuell noch als Skandalverein titulieren. Man fände wohl keine negativen Meinungen. Die meisten wundern sich maximal, warum man nicht auf den Aufstiegsrängen steht. Aber keine Schlagzeile im Boulevard (!!!) der dem EffZeh einen peinlichen Touch gibt.

Das ist nicht mehr mein Verein.

Ich war gewöhnt an selbstverliebte Präsidenten, durchgeknallte Trainer und Spieler, die nicht gerade laufen konnten. Über meinen Verein wurde viel gelacht, weil sie immer wieder für einen Bock gut waren. Immer noch einen draufsetzen wollen, in falschen Hoffnungen schwelgen. So sehr, dass es einem schon peinlich war, was dort geschah. Ich habe nie an meinem Klub gezweifelt. Habe auch in schwarzen Tagen den Verein supportet und mit Stolz den Geißbock auf der Brust oder der Gürtelschnalle getragen.

Und jetzt? Die Kehrtwende!
Realistische Ziele zu Saisonbeginn. Ein Präsident mitsamt seines Gefolges, der den offenen und ehrlichen Dialog mit den Anhängern sucht und transparent seine Linie und Meinung vertritt. Ein Trainer, der brutal ehrlich daherkommt und sich in den Schatten des Vereins stellt. Spieler, die nicht nur jung sind, sondern auch auf dem Platz überzeugen. Die auch abseits der Spiele professionell auftreten. Eine Idee, die entwickelt wird. Wenn auch an einigen Ecken nicht konsequent genug. Aber nobody is perfect.

Das ist nicht mehr mein Verein.

Ich muss mich umstellen, an den neuen Verein gewöhnen, der da in der Domstadt beheimatet ist und das Logo meines Klubs zur Schau trägt. Ich warte manchmal noch immer auf den großen Knall. Doch mittlerweile ahne ich. Selbst wenn er kommen wird, mit den aktuell handelnden Personen würde man auch diese Schlagzeile besiegen und besonnen weiter arbeiten.

Das ist nicht mehr mein Verein.
Doch im Gegensatz zur Kehrtwende von Pohlmann, mag ich diese neue Seite des 1. FC Köln. Sehr sogar. Ich bin stolz auf den Klub.
Das war nie anders.
Doch da ist gefühlt ein neuer Verein, der so anders ist. Der nicht mehr ist, was ich die letzten 20 Jahre ertragen musste. Ich mag ihn trotzdem. Wahrscheinlich genau deshalb.
Und manchmal ist der EffZeh ja dich noch etwas der alte Verein. Dann, wenn er sich in der nachspielzeit noch den unnötigen Ausgleichstreffer fängt, die Fans aber trotzdem Support geben.

Come on FC!

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