Das wöchentliche Fluchen über einige Sportkommentatoren des Landes gehört schon fast zum Alltag dazu. Es muss sein und irgendwie würde wohl etwas fehlen, wenn bestimmte Leute nicht mehr hinter dem Mikrofon palavern und Phrasen dreschen. Speziell meine Timeline bei Twitter wäre dann nur halb so lustig, wenn sich alle gegen den einen Kommentatoren verschworen haben. Wir haben uns leider daran gewöhnt, dass von bestimmten Leuten immer die gleichen und vor allem unqualifizierten Äußerungen kommen.
Der Untergang deutschen Sportjournalismus nimmt jedoch an anderen Stellen ungeheure Ausmaße an. Es wird immer boulevardesker und damit auch unerträglicher für sportlich interessierte Zuschauer. Sicherlich ist Sport im Allgemeinen ein großes Geschäft geworden. Millionen fließen und es wird oftmals mehr Show als Sport. Damit müssen wir uns abfinden, weil das Geld, was in diese Events fließen das finanziert und größer macht, was uns interessiert.
Aber die Sache von Sportjournalisten sollte es nicht sein, dieses Gebaren zu unterstützen. Hier wünsche ich mir objektive Berichterstattung mit einem realen Blick für das Ganze. Stattdessen wird aufgebauscht und hochgejubelt, was gar nicht so betrachtet werden muss. Da werden Spiele zu Veranstaltungen weltweiter Beachtung gemacht und übertrieben, unglaubwürdig promotet.
Wenn ich sehe, dass ein sicherlich nicht uninteressantes und unwichtiges Spiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund als das deutsche El Clasico betitelt wird, beginne ich an der Berichterstattung und dem klaren Verstand der Sportjournalie zu zweifeln. Hier will man ein Stückchen Kuchen vom umjubelten spanischen Topfußball abhaben, wobei Deutschland sich in den letzten Jahren als Fußballtopnation etabliert hat, die selber Maßstäbe setzt. Wenn ene Woche vorher ein bayerisches Derby als bayrisches Clasico angekündigt wird, sind wir endgültig am Tiefpunkt angelangt.
Sportfans brauchen keine Superlative. Sie verstehen auch so, wenn Wettbewerbe einen besonderen Reiz ausstrahlen oder Spiele besonders brisant sind. Sie ärgern sich eher an fiktiven Hyperismus, die ihren Sport eher lächerlich machen.
Mehr Sport, weniger Polarisierung bitte.