Vor wenigen Tagen hat Joachim Löw seinen vorläufigen Kader für die Europameisterschaft 2012 genannt. Im Aufgebot der Fußball-Nationalmannschaft finden sich drei Überraschungen. André ter Stegen dürfte als aktuell vierter Torhüter genauso gestrichen werden, wie Julian Draxler. Sicher mit dabei ist Cacau. Der Stuttgarter gehört seit Jahren zum Stamm der DFB-Auswahl. Trotzdem besitzt seine Nominierung einen leicht faden Beigeschmack.
Der Angreifer hat eine solide, aber nicht überragende Saison gespielt. Wie in der Saison zuvor stehen für den 31-jährigen acht Ligatore auf dem Konto. Ist OK, aber nicht gut. Überragend schon gar nicht. Doch Löw ist ein bekennender Cacau-Fan. Seine Nominierung hinter den “gesetzten” Torjägern Mario Gomez und Miroslav Klose macht Sinn, weil Cacau einen anderen Spielertyp repräsentiert. Er kann von der Bank kommend nochmal für neuen Wind sorgen.
Doch einen solchen hätte er noch zur Auswahl gehabt. Patrick Helmes. Einer der besten Stürmer (10 Tore in der Rückrunde) des laufenden Jahres. Nach der Saison stehen für den von Trainer Felix Magath oft gescholtenen Stürmers zwölf Treffer in 16 Spielen zu Buche. Eine unglaubliche Quote. Helmes wäre mit viel Selbstvertrauen nach Polen und in die Ukraine gereist.
Trotzdem fiel die Wahl gegen ihn aus. Für viele Experten überraschend. Doch Löw setzt auf einen homogenen Kader, der zum Großteil seit Jahren zusammen spielt. Löw lässt ungern Spieler fallen (Ballack ist hier die große Ausnahme) und spricht seinen Jungs vollkommenes Vertrauen aus.
Vertrauen, dass Podolski als Zweitligaspieler und Gomez als Chancentod 2008 genossen hat. Beide haben es ihren Bundestrainern zurück gezahlt. Für Cacau rückt das Karriereende langsam in greifbare Nähe. Er hat nicht mehr viel Zeit, zurückzugeben, was Löw ihm schenkt. Vielleicht wird es der Siegtreffer im Finale der EM 2012. Ansonsten muss sich Joachim Löw durchaus Fragen gefallen lassen, warum er einen echten Torjäger zu Hause gelassen hat.