Beatsteaks sind nicht (mehr) hip

Vor fünf bis zehn Jahren waren die Beatsteaks absoluter Mainstream. Im Radio dudelten ihre Hits rauf und runter. Man las Stories von den Berliner Jungs. Auf Festivals wurden sie verehrt. Völlig zurecht im Übrigen. Die Beatsteaks sind eine der besten Livebands Deutschlands.

Das beweisen sie aktuell auch wieder auf Tour. Am Dienstag waren sie in Hamburg zu Gast. Zum bereits zwanzigsten Mal! 1997 zum ersten Mal. Damals in der Fabrik. Jeder Besucher des Konzert wusste es recht schnell. Ihr jetzt auch. 14 Jahre, 20 Konzerte. Sportlich! Die Beatsteaks sind einige der wenigen Berliner, die in der Hansestadt wirklich geliebt werden.

7.000 Zuschauer wollten am Dienstag dabei sein. Ich erwartete das selbe Bild, das einen Konzertfan begegnet, wenn man älter wird und Abende genießen will von Künstlern, die neue Platten ausgespuckt haben. Man sieht Scharen junger Leute, die sich genauso daneben benehmen, wie man selber vor fünf bis zehn Jahren. Man fühlt sich alt.

Doch ich wurde überrascht. Ich fühlte mich wohl. Im Kreise von einem Großteil Beatsteaksfans, die sind wie ich. Genauso von der Band begeistert und zudem in meiner Alterklasse. Irgendwie. Teils älter, teils etwas jünger. Klar, auch die Nachwuchsrocker, wie man sie bei solchen Konzerten erwartet. Aber definitiv nicht in der Überzahl.

Geil!

Aber woran liegt’s?

Sind die Beatsteaks nicht mehr in? Kann das sein? Möglich. Wann habt ihr das letzte Beatsteakslied im Radio gehört? Honey & Milk vom neuen Boombox vielleicht. Aber sonst? Würde wohl auch nicht viel ändern. Denn die anderen Lieder des Albums sind nicht zwingend massenkompatibel.

Die Berliner machen mittlerweile, worauf sie Bock haben. Sie schauen nicht auf Trends und Mainstream. Sie testen, toben sich aus und machen ihr Ding. Zur Freude ihrer Fans. Die, so wie ich, Boombox nicht zwingend genial finden (eher gar nicht mal so toll), aber die wissen, dass die Beatsteaks selbst diese merkwürdigen Songs noch genial performen und “Automatic” spielen, von dem ich beim Reinhören niemals gedacht hätte, dass es live funktioniert. Es funktioniert! Weil es die Beatsteaks sind. Die vielleicht beste deutsche Liveband.

Die Halle zum Beben bringen trotzdem auch weiterhin die großen alten Hits. Mit denen man aufgewachsen ist. Bei denen man früher ausgeflippt ist. Und heute noch!

Die aber nicht mehr so präsent zu sein scheinen, dass die Jugend des Rock’n’Roll diese glorreiche Band ignoriert. Mich soll’s nicht stören. Solche Abende lassen mich weiterhin zu Konzerten “meiner Bands” pilgern. Auch, wenn ich das Gewühl vor der Bühne, das Moshen und Pogen anderen überlasse.

Im September sind sie übrigens wieder hier. Zum einundzwanzigsten Mal. Dann auf der Trabrennbahn Bahrenfeld.

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