Heute morgen habe ich einen weinerlichen Artikel im Hamburger Abendblatt gelesen. Was dort nicht alles gedruckt wird. Eine Schülerin klagt dort über ihr leid. Es geht darum, dass in Hamburg das Abitur in acht Gymnasialjahren erledigt sein muss. Nach dem 12. Lehrjahr wird geprüft. Schlimm sei das. Fürchterlich. Man sitze immer bis tief in der Nacht am Schreibtisch, um Hausaufgaben zu erledigen. Ohnehin hat sie drei Mal die Woche bis 15:45 Schule. Schrecklich. Schließlich soll die Schule doch die schönste Zeit des Lebens sein. Freizeit sollte hier überwiegen. Da ist es dann auch egal, dass alle Heranwachsenden schon früh (und immer früher) als Erwachsene angesehen werden wollen. Sie wollen ernst genommen werden, aber sich die Rosinen rauspicken wollen.
Liest man den Text, könnte man echt Mitleid bekommen.
Wenn man es nicht anders erlebt hat. 2000 habe ich mein Abitur gemacht. Wenige Wochen zuvor bin ich 18 geworden. Zwölf Jahre Schule hatte ich hinter mir. Acht davon im Gymnasium. Ich habe keine Klassenstufe übersprungen.
Ich saß auch selten (oder nie?) bis 22:00 über meinen Hausaufgaben. Ich habe immer viel Zeit gefunden, um mich auf dem Bolzplatz rumzutreiben oder Sport im TV zu schauen.
Gut, könnt ihr jetzt sagen: Er war auch kein Musterschüler. Ich habe das nötigste getan, was getan werden müsste. Ich bin nirgends mit Ach und Krach durchgerauscht. War meistens auf Zweierkurs und hab mein Abi mit ner guten drei abgeschlossen. Zu wenig für jene, die bis 22:00 am Schreibtisch hocken.
Vielleicht. Muss aber nicht! Selbst, wenn ich mich richtig reingekniet hätte (und als ich mich vor den Abi-Klausuren ernsthaft mit dem Thema Lernen beschäftigt habe), saß ich nie bis 22:00 über den Büchern. Weil es effektiv ohnehin nicht bringt. Und weil ich den Stoff auch früher und effektiver durchgepaukt bekam bzw. bekommen hätte.
In meinen Klassen waren mir auch kaum Leute bekannt, die überfordert gewesen wären. Die älteren Jahrgänge, die noch 13 Jahre Schule absolvieren mussten, jammerten gar, dass das letzte Jahr verschenkte Zeit war. Im neunten Gymnasialjahr würde ohnehin nur noch wiederholt und die Lehrer wüssten nicht, was sie sinnvolles machen könnten. Verschenkte Zeit, hörte ich immer wieder.
Ich war froh, dass ich nur zwölf Jahre in die Schule musste, um mein Abitur in der Tasche zu haben. Vielen aus meinem Jahrgang (auch den Einserschülern!) ging es genauso.
Sicherlich gibt es auch immer Schüler (und Menschen), die unter dem Druck zerbrechen. Schüler, die jammern, dass die Zeit nicht ausreicht für all den Stoff, würde es auch bei zehn Jahren am Gymnasium geben. Zuviel Polemik für mich. Aber sei’s drum. Ist ja schön, wenn selbst die Heranwachsenden schon auf hohem Niveau jammern, wie die Ausgewachsenen, die sie so früh ja auch schon gern sein wollen.