Mir wird mulmiger

„Einige Spieler haben heute durch ihre sehr gute Leistung richtig Eigenwerbung gemacht, das muss man sagen.“

Der Satz kam natürlich nicht von Zvonimir Soldo, obwohl besonders Mato Jajalo gegen Freiburg zu gefallen wusste. Aber nein, es war auch keine Zusammenfassung von Robin Dutt, für dessen siegreiche Freiburger Jan Rosenthal zwei Tore markierte. Frank Schäfer fand diese Worte. Nach dem Sieg der Kölner U23 gegen Elversberg. 7:0 fertigte unsere zweite Mannschaft den SV ab. José-Pierre Vunguidica überzeugte mit zwei Toren einmal mehr. Simon Terodde traf gar drei Mal. Reinhold Yabo spielte stark auf. Sie sorgten für teils begeisternden und kreativen Fußball. Elemente, die der ersten Mannschaft gestern abging.

Jetzt aber lautstark nach den jungen Talenten zu rufen, wäre trotzdem der falsche Weg. Obwohl ich natürlich weiterhin dafür plädiere, unsere Talente behutsam aufzubauen und regelmäßig einzusetzen. Terodde ist Stürmer. Dort ist Lukas Podolski gesetzt. Yabo spielt im zentralen Mittelfeld, wo der EffZeh ohnehin überbesetzt ist. Vunguidica kann auf dem linken Flügel eingesetzt werden. Dort hat Jajalo seinen Platz aktuell aber absolut sicher. Lediglich wenn der kroatische U21-Nationalspieler in die Zentrale rückt, wäre Platz für Vunguidica. Eine Möglichkeit wäre das, aber sicher nicht der Ausweg aus der Krise.

Denn unser Problem sind weniger die individuellen Möglichkeiten unserer Spieler. Eher ist es die Einstellung und der Willen das eigene Potenzial konstant abzurufen. Über eine komplette Saison, aber auch über 90 Minuten. 0:2 lagen wir im Breisgau schon zurück. Erst dann hat die Mannschaft zu seinem Spiel gefunden und sich mehr getraut. Moral ist durchaus vorhanden. Wir sind nicht auseinander gebrochen. Wir sind, wenn auch etwas glücklich zurück gekommen. Um dann am Ende doch die verdiente Niederlage zu kassieren.

Warum eine Mannschaft aber immer wieder Spiele oder Halbzeiten verschläft, ist mir schleierhaft. Wer jetzt sagt, dass das Team gegen Soldo spielt, der sollte sich fragen, warum die Spieler dann noch ausgleichen konnten. Was soll der Trainer machen, wenn sich eine halbe Mannschaft durch einen Spieler austanzen lässt oder ein Fernschuss unhaltbar abgefälscht wird?! Was soll er machen, wenn der eigentlich noch immer starke Rückhalt einen schlechten Tag erwischt?!

Die Mannschaft muss sich fragen, warum sie immer so neben sich steht.

Warum brechen Petit und Podolski, die zuletzt zu den besten Kölnern gehörten dermaßen ein? Wo bleibt die Konzentration? Haben die Spieler die aktuelle Situation noch nicht realisiert?

„Wir brauchen nicht drumrum zu reden: der Abstiegskampf hat für uns schon länger begonnen“, sagte der Angreifer vom 1. FC Köln nach dem 2:3 (1:2) beim SC Freiburg und fügte mit sorgenvoller Miene hinzu: „So wird es sehr schwer für uns.“

Ich hoffe weiterhin, dass Meier & Overath die Ruhe bewahren und sich vom Boulevard nicht von ihrer Linie abbringen lassen. Schnellschüsse helfen uns in dieser Situation nicht weiter. Sicherlich wird es jetzt kräftig im Blätterwald rauschen. Der Druck – besonders aus Soldo – wird ins unermessliche steigen. Doch wie schreibt Breitnigge so schön: „Länderspielpausen können auch von Vorteil sein„.

Die Mannschaft muss sich zusammen setzen und intern überlegen, wie sie die Fehler abschalten können. Es müssen Lösungen gefunden werden, wie die Konzentration dauerhaft hoch gehalten wird. Wir dürfen nicht in Aktionismus verfallen, müssen aber zwingend wieder in die Spur finden. Wahrscheinlich noch nicht gegen Dortmund, aber gegen Hannover, Nürnberg und Gladbach müssen Siege her!

Vielleicht hilft die Pause Andrézinho endlich in Form zu kommen. Ohne Chihi als Heilsbringer auszurufen, so könnte seine Einstellung, seine Kreativität und sein Drang zum Tor der Mannschaft helfen.

Wobei und es bleibt dabei: Die aktuelle Situation ist nicht der individuellen Klasse der Spieler geschuldet, sondern der Einstellung! Noch hoffe ich darauf, dass wir die Kurve noch kriegen, aber wenn man mit dem Abstieg nichts zu tun haben will, muss man Spiele gegen Lautern und Freiburg gewinnen. Wenn man dann sieht, wie fleißig unsere vermeintlichen Abstiegskonkurrenten schon punkten, wird mir schwindelig. Der EffZeh muss nachlegen. Ich glaube noch an die Wende, aber die Zweifel werden lauter…

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