Wenn Protest zu spät kommt

So schlimm die Bilder aus Stuttgart auch sind. So sehr ich die Leute dort teilweise sogar verstehen kann. So wenig möchte ich über Sinn oder Unsinn der Baumaßnahmen beim Projekt „Stuttgart 21“ sprechen. Was mir aber riesige Fragezeichen auf die Stirn wirft ist der Zeitpunkt der Proteste.

Jetzt, wo alles zu spät ist. Nun, wo alles beschlossen wurde, gehen die Leute so massiv auf die Straße. Nun berichten die Medien lang und breit über ein Projekt, das seit Jahren in der Planung ist. Nun, wo es zu spät ist, wird Stimmung gemacht. Es lässt sich nun schön polarisieren. Zeitungen lassen sich besser verkaufen, wenn man hetzt. Das zeigt aber genauso deutlich, dass nichts geändert werden soll. Denn sonst wäre schon früher viel massiver nachgefragt worden.

Denn Stuttgart 21 ist kein völlig neues Projekt. Die Damen und Herren haben sich nicht erst vor Wochen zusammen gesetzt und beschlossen den Kopfbahnhof umzubauen und unter die Erde zu legen. Schon 1988 (!) wurde der Vorschlag dieses Projektes gemacht. Sechs Jahr später wurde er der Öffentlichkeit präsentiert. Das war vor 16 Jahren. Sechszehn!

Schon damals gingen Menschen deswegen auf die Barrikaden und protestierten. Aber nicht so massiv, wie jetzt. Es waren versprengte Gruppen, denen kaum jemand eine Beachtung schenkte. Doch 16 (!!!) Jahre später fällt den Leuten auf, dass das doch alles nicht so toll ist, was dort gebaut wird. Jetzt! Haben diese Leute die letzten Jahre geschlafen?

Was wollen sie nun bewirken? In den letzten Jahren. Sogar vor fünf Jahren hätte man vielleicht noch etwas bewirken können. Jetzt ist es zu spät. Die gesamten Vorschläge sind durch verschiedene Instanzen, wurden abgesegnet und geplant. Das Ding ist durch. Das Ding ist gelaufen.

Stuttgart 21 kommt. Ob es die Leute wollen oder nicht. Sogar egal, wie teuer es schlussendlich gar werden mag. Ob leider oder nicht, sei hier mal dahin gestellt. Ändern können wir das jetzt nicht mehr. Dafür sind wir mindestens fünf Jahre zu spät dran.

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