Daum versus Soldo versus Mister X

In den Kommentaren beim vierten Offiziellen hat sich eine kleine Diskussion zwischen smokey und mir entwickelt. Thema – natürlich! – die aktuelle Lage des 1. FC Köln. Dabei geht es um die Leistungen des FC und die Zukunft. Dabei stimmen wir – und sicher auch der Großteil der FC-Anhänger – in dem Punkt überein, dass wir einfach nicht zufrieden sein können.

Die parallelen Recherchen haben eine gewisse Fülle angenommen, die für die Kommentare gar nicht mehr ausreichen. Deshalb widme ich mich hier nochmal ausführlich der Thematik.

Nach tollen Spielen folgen immer wieder Dämpfer, wie zuletzt gegen Berlin. Unverständlich eigentlich, wie eine Mannschaft derart unkonstant auftreten kann. Das geht auf keine Kuhhaut und es würde mich wundern, wenn einer aus dem Verein eine triftige Erklärung dafür hat. Psychologische Probleme sind wohl der Grund. Die Elf schafft es einfach nicht, sich jeden Spieltag hundert Prozent zu motivieren oder konzentrieren.

Doch bei wem liegt die Schuld?

Und da gehen die Diskussionen los.
Die einen fordern den Stuhl des Trainers. Die anderen hacken auf Poldi rum. Und noch andere bitten um mehr Geduld.

Ich zähle zum letzteren Teil.
Denn ich bin froh, dass etwas Kontinuität einkehrt beim 1. FC Köln. Wolfgang Overath ist seit 2004 Präsident. Michael Meier trat Ende 2005 den Posten des Managers an. Hätte Christoph Daum nicht fluchtartig das Geißbockheim verlassen, hätten wir im vierten Jahr in Folge den selben Trainer. Das hatten wir auch schon lange nicht mehr. Der Letzte, war auch Daum, der von 1986 bis 1990 als Trainer fungierte. Ewald Lienen hielt von 1999 bis Anfang 2002 knapp zweieinhalb Jahre am Stück aus. Ansonsten wechselten die Fußballlehrer im Monats- und Jahrestakt. Diese Phase will ich endlich hinter mir lassen. Den Weg scheint auch die Führung gehen zu wollen. Vor Jahren wäre Soldo wohl schon längst gefeuert worden. Wahrscheinlich schon vor dem achten Spieltag. Wurde er aber nicht und da stehen ich komplett hinter Overath, Meier & Co.

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Der 1. FC Köln muss erstmal wieder etwas aufbauen. Leistung zeigen und sich vorrangig in der ersten Liga halten. Nicht mehr und nicht weniger.
Natürlich träumt man als Fan von mehr. Von wesentlich mehr. Aber wenn man realistisch ist, dann gehört der Eff Zeh aktuell nur in die Zone, wo sie gerade feststecken. Schöner Fußball und Erfolge müssen später folgen.

Nun gilt es auch dieses „schwere zweite Jahr“ zu überstehen.
Trotz eines Novakovic, eines Podolski, eines Maniche, eines Petit, eines Mohamad, eines Geromel und zuletzt eines Tosic.
Wir müssen arbeiten und kämpfen.

Da ist der Trainer gefordert. Keine Frage. Nur wer sagt uns, dass es ein klassischer Motivator besser hinbekommen könnte, als Soldo aktuell.
Natürlich macht er Fehler und hätte schon längst Podolski als zweite Spitze einsetzen müssen. Aber ich nehme ihm ab, dass er alles dem Erfolg der Mannschaft unterordnet. Er hat seine Sichtweise und die sollten wir als Fans auch mittragen.

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Wenn man ihm Konzeptlosigkeit vorwirft, dann ist das einfach falsch. Sicher würde er auch am liebsten offensiv zaubern lassen. Mit dem Personal und vor allem in der Situation ist das einfach unrealistisch. Vielleicht klammert er sich zu sehr an gewissen Vorstellungen fest, vielleicht müsste er mehr dazwischen hauen. Aber hey. Soldo bestreitet gerade seine erste Saison als Bundesligatrainer! Das soll man nicht vergessen. Zuvor hat er auch nur ein wenig in Kroatien gecoacht. Und das auch nicht seit Jahrzehnten, sondern erst seit Monaten. Das war klar, bevor er zu uns wechselte. Wir wussten, worauf wir uns da einlassen. Dann muss man ihm auch jetzt die Chance geben, sich die „normalen Fehler“ in Köln zu leisten. Ist zwar ärgerlich für die Fans, aber unerlässlich, um ein richtig guter Fußballlehrer zu werden.

Da sehe ich Soldo auch auf einem guten Weg.

Er lässt sich nicht verbiegen, was mir schonmal sympathisch ist. Gewisse Korrekturen hat er trotzdem zugelassen, was ihn als offen bezeichnet.

Und auch die Zahlen sprechen nicht zwingend gegen ihn.
Man sollte Soldo nicht mit Daum vergleichen, aber machen wir uns mal den „Spaß“.
Vor einem Jahr hatte Christoph Daum mit dem 1. FC Köln nach 29 Spieltag 32 Punkte auf dem Konto. Jetzt ist es einer weniger.
Wir hatten 31 Tore gezielt. Nun sind es nur 27. Dieses Manko allein auf Nova und Poldi zu schieben wäre zu einfach, aber deren Torschwäche ist schon ein großes Problem für den FC.
Dafür hatten wir damals schon 45 Gegentore kassiert. Soldo hat – wie es sich für eine Mannschaft aus der unteren Tabellenhälfte gehört – die Defensive gestärkt und so nur noch 38 Gegentreffer zugelassen.
Zu Hause sind wir weiterhin erschreckend schwach. Wenn uns gegen Bochum und Freiburg allerdings doch noch zwei Dreier gelingen, haben wir die selbe Heimbilanz auf dem Konto, wie Daum 2008/2009 (4-5-8), nur werden wir dann mehr Heimtore erzielt haben (aktuell jeweils 14).
Auswärts sind wir dafür kompakter geworden und holen noch eher mal ein Unentschieden. In der letzten Saison gab es davon lediglich eines (!). Dieses Jahr sind es schon fünf. Dazu erst vier Niederlagen (2008/2009 noch 9). Zudem haben wir auswärts wesentlich weniger Gegentreffer (aktuell 11 statt 25) kassiert.

Zahlen kompakt

29. Spieltag
Saison 2008/2009 (unter Daum) 9 Siege – 5 Unentschieden – 15 Niederlagen. 32 Punkte. 31:45 Tore
Saison 2009/2010 (unter Soldo) 7 Siege – 10 Unentschieden – 12 Niederlagen. 31 Punkte. 27:38 Tore

Heimbilanz
Saison 2008/2009 (unter Daum) 4 Siege – 5 Unentschieden – 8 Niederlagen. 17 Punkte. 14:25 Tore
Saison 2009/2010 (unter Soldo) 2 Siege – 5 Unentschieden – 8 Niederlagen. 11 Punkte. 14:27 Tore (nach dem 29. Spieltag)

Auswärtsbilanz
Saison 2008/2009 (unter Daum) 7 Siege – 1 Unentschieden – 9 Niederlagen. 22 Punkte. 21:25 Tore
Saison 2009/2010 (unter Soldo) 5 Siege – 5 Unentschieden – 4 Niederlagen. 20 Punkte. 13:11 Tore (nach dem 29. Spieltag)

Soldo ist es also gelungen, dass Köln seine ohnehin schon gute Auswärtsbilanz noch weiter verbessern konnte. Im nächsten Schritt muss er die Auftritte im Rhein Energie Stadion erfolgreicher gestalten. In dieser Spielzeit ist ihm das noch nicht geglückt, aber warum sollte er es nicht schaffen? Und wem sollte man das ansonsten zutrauen, wenn selbst Daum daran „gescheitert“ ist?

Ich sehe durchaus Fortschritte in dieser Saison, auch wenn es schwer fällt und man sich insgeheim viel mehr erhofft hat.
Aber realistisch betrachtet war in diesem Jahr nicht viel mehr drinnen. Wenn wir uns noch gut verabschieden und die Klasse halten, müssen wir zufrieden sein. Gelingt am Wochenende ein Dreier und damit vielleicht endgültig der Klassenerhalt, kann die Mannschaft zum Abschluss hoffentlich befreiter aufspielen und noch das anvisierte Ziel „40 Punkte“ (was eine Verbesserung zum Vorjahr wäre) erreichen.

Und selbst, wenn nicht. Von einem großen Umbruch rate ich ab. Auf dem Platz und auch am Spielfeldrand.
Lieber weiter auf Kontiuität setzen und gezielte Verstärkungen holen.

Dabei muss es nicht zwingend ein großer europäischer Name sein. Dass das kein Selbstläufer ist, beweisen die Transfers von Womé und Maniche.
Mir scheint, als hätte man das beim 1. FC Köln schon längst verinnerlicht oder warum haben mich (und nicht nur mich) die verletzungsbedingten Ausfällt von Chihi, Schorch und Pezzoni hart getroffen? Alles junge, talentierte Spieler mit deutschen Wurzeln, die zum Aufschwung beigetragen haben und das Gesicht des „neuen FC“ (mit) prägen (sollen).

Bewahrt einfach ein wenig Ruhe, vertraut auf unsere sportliche Führung, die den eingeschlagenen Weg weitergehen will und muss.

Es glänzt nicht alles in diesen Tagen, aber so schlimm ist es um unseren Eff Zeh auch nicht bestellt.
COME ON FC!

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