Nachdem wir zuletzt immer als kleiner Favorit in die Spiele gegangen sind oder zumindest auf Gegner auf Augenhöhe getroffen sind, gehen wir am Samstag mal wieder als Underdog in die Partie. Dafür ist 1899 Hoffenheim einfach zu (spiel)stark und Köln zu harmlos, um hier irgendwelche Hoffnungen hegen zu können. Siegt Hoffenheim, haben sie fast doppelt so viele Punkte auf dem Konto, als wir. Nur vier Teams haben bisher mehr Tore geschossen, als 1899. Der FC hat mit Berlin die wenigsten Treffer erzielt (17). Hoffenheim und Köln haben erst 11 Gegentore kassiert, nur drei Mannschaften standen defensiv bisher noch besser. Zudem hat Köln bisher vier Heimspiele verloren und Hoffenheim in der Ferne schon drei Siege eingefahren. Besonders gegen Mannschaften aus der unteren Hälfte konnten die Hoffenheimer bisher immer überzeugen.
Keine rosigen Aussichten also, auch wenn die Länderspiele der Woche eindeutig für uns spechen.
Wir können also nur gewinnen. Mit der Niederlage rechnet jeder, ein Punkt wäre schon ein Gewinn. Köln sollte versuchen vor eigenem Publikum befreit aufzuspielen und sich nicht verstecken. Die Defensive steht ohnehin, da kann man gern mal etwas nach vorne wagen. Vielleicht platzt dann auch bei Podolski und Novakovic endlich der Knoten.
Dafür muss Soldo allerdings mitspielen…
Diese Aufstellungen erwarte ich für Samstag
———— Mondragon ————
Schorch – Mohamad – Geromel – Brecko
————– Pezzoni ————–
——– Petit —— Maniche ——–
— Podolski — Novakovic — Ehret –
— Maicosuel —— Ibisevic —— Ba —
Carlos Eduardo – Luiz Gustavo – Salihovic
Eichner — Simunic — Compper — Beck
————- Hildebrand ————-
Soldo will wohl weiter die Defensive stärken. Dafür bleibt Pezzoni im Team und soll der Ausputzer vor der Abwehr sein. Dafür verteidigen Petit und Maniche im Doppelpack, sollen aber auch Akzente nach vorne setzen. In vorderster Front stellt Soldo wohl wieder um. Nur Novakovic soll als einzige Spitze stürmen. Dafür muss Podolski wieder auf den Flügel ausweichen. Die Frage ist, auf welchem. Ehret könnte wieder nach hinten rücken. Dann spielt Poldi auf links und Freis auf rechts. Aber Ehret ist defensiv verschenkt und für unser Offensivspiel zu wichtig. Zudem hat Soldo kein Vertrauen in Freis. Wenn Schorch fit genug ist, wird er wohl beginnen.
Sollte es so kommen, wäre ich tief enttäuscht vom Trainer. Fährt er so keine Punkte ein, kriegt er auch von mir richtig Feuer. Schließlich wissen wir mittlerweile allzu gut, dass Podolski auf dem Flügel gar nicht geht. Im Länderspiel hat er einmal mehr bewiesen, dass er zentral effektiver ist. Ehret muss offensiv auflaufen. Mit dem aktuellen Personal wäre wohl ein 4-1-3-2 die ideale Formation. Aber das Soldo dazu greift, daran mag ich nicht mehr glauben.
Hoffenheim wird wohl wieder auf ein bewährtes 4-3-3 setzen, mit aller individuellen Klasse, die im Kader steckt. Obasi sitzt zudem noch auf der Bank. Unsere Defensive muss einen (neuerlichen) Weltklassetag haben, um diesen Qualitäten Einhalt zu gebieten.
Mein Tipp: 1:2
Wie gesagt, ich erwarte nichts und damit auch keinen Sieg. Hoffenheim wird das Spiel bestimmen und unsere Abwehr mächtig beschäftigen. Da kann selbst unser Bollwerk irgendwann nicht mehr die Null halten.
Das sagt der Gegner
Es hat ein wenig Recherche und Hilfe bei Twitter gebraucht, bis ein Hoffenheim-Blogger gefunden wurde, der mir diesmal meine Fragen beantwortet. Das tat Heiko vom Akademiker Fanklub auch ohne sich lange Bitten zu lassen.
Spielfeldrand: Hallo Heiko, Hoffenheim spielt eine eher durchwachsene, aber in meinen Augen noch absolut vernünftige Saison. Wie zufrieden bist du bisher mit den Leistungen?
Heiko: Eigentlich sehr, aber bekanntermaßen ist ja eigentlich ein Wort, dass man eigentlich nicht braucht. Es ist halt so, dass der Novizenbonus weg ist. Gleichzeitig weiß die Mannschaft, was sie kann und dass dies in der Regel besser ist, als das, was der Gegner zustande bringt. Das Dumme ist nur, dass diese Überlegenheit in so manchem Spiel umschlug in Überheblichkeit. Bei den ersten Auswärtsspielen gegen die vermeintlich Kleinen wie Hannover, Gladbach, Mainz, so hatten wir den Eindruck, war es schon vor dem Anpfiff so.
Spielfeldrand: Auffällig sind ja die Niederlagen gegen die „vermeintlich Großen“. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Heiko: Auffällig? Niederlagen? 1:1 gegen Bayern, 0:0 gegen Schalke. Okay, Leverkusen war nichts, aber diesmal war wenigstens das Ergebnis nicht so übel wie in der letzten Saison, also gegen die haben wir noch nie was gerissen und immer schlecht ausgesehen. Gegen Werder verlor das noch harmlosere Team, da machten wir einfach dumme Fehler. Davon machten wir gegen Hannover gefühlt Hunderte, nur Werder nutze beide Chancen, Hannover keine. Und gegen Wolfsburg, wie gesagt: Überlegenheit, Überheblichkeit. Oder halt einfach nur mangelnde Souveränität. Aber das wird wieder.
Spielfeldrand: Ich muss ganz ehrlich zugeben: Ich hätte nicht gedacht, dass Ibisevic tatsächlich nochmal zu der Form der letzten Hinrunde finden würde. Ich habe dieses halbe Jahr eher als „Ausreißer nach oben“ gesehen? Wie siehst du das und wie wichtig ist der Stürmer für euer Spiel?
Heiko: Er hat die Form ja auch noch nicht. Und die letzte Saison gilt für mich nicht als Vergleichsmaßstab, sondern die Aufstiegsaison. Und das Niveau hat er wieder. Und das ist schon was, zumal es natürlich psychologisch für ihn schwierig ist. Er ist schnell, er wird gefoult, das geht immer auch aufs Knie, wenn nicht der Tritt, so doch der Sturz, das weiß man einfach. Das heißt, er muss sich erst einmal überwinden, in den Zweikampf zu gehen. Das tut er auch noch nicht wirklich. Aber dafür hat er seine Sicherheit wieder im Kopfball- und Passspiel. Das ist sehr wichtig für unser Spiel. Vor allem, wenn er mit Ba und Obasi zusammenspielen kann. Das macht unser Spiel flexibler – und damit gefährlicher, denn Ibisevic ist unser Stürmer, aber nicht unser Sturm.
Spielfeldrand: Die internationalen Plätze sind auch nur einen Punkt entfernt. Wo geht es für euch hin in dieser Saison?
Heiko: Genau dahin: auf die internationalen Plätze. Wir haben uns informiert und sind zumindest mental aufs Schlimmste vorbereitet: Flüge nach Kasan dauern insgesamt über zehn Stunden und kosten rund 700 €.
Spielfeldrand: Am Samstag geht es für euch nach Köln. Der FC konnte bisher nicht unbedingt überzeugen, aber Bayern und Stuttgart schon ein wenig ärgern. Was erwartest du vom Spiel?
Heiko: Wie immer das Beste, wobei Köln immer ein überraschend unschönes Spiel ist. Keine Ahnung, ob das an den Fans oder dem Ex-Trainer der Kölner lag, auf jeden Fall sind da auch immer sehr viele Emotionen im Spiel, die es nicht braucht. Oder wie es Berti Vogts sagte: “Hass gehört nicht ins Stadion. Solche Gefühle sollte man gemeinsam mit seiner Frau daheim im Wohnzimmer ausleben.“
Spielfeldrand: Ihr habt die viertbeste Offensive, wir die viertbeste Defensive. Vielleicht doch ein wenig Bammel ohne Tor nach Hause zurück kehren zu müssen?
Heiko: Absolut nicht. Denn wenn unsere Mannschaft was schafft, dann doch meist zumindest einen Treffer.
Spielfeldrand: Wo und wie wirst du die Partie verfolgen?
Heiko: Die letzten beiden Male war ich in Köln. Hats sich gelohnt. Spiel war OK, Wetter prima, die Anlage ums Stadion 1a. Und auch das Kulturangebot abseits des Rasens fand ich immer gut. Aber dieses Jahr ist mein Stadion wohl das Wohnzimmer unseres CFO. Es sei denn, seine Freundin will das nicht. Kölnerin 🙂 Dann nehmen wir halt eine Kneipe in Heidelberg in Beschlag.
Spielfeldrand: Und zum Schluss noch dein Tipp?
Heiko: Hoffenheim gewinnt endlich mal wieder auswärts. 1:3