Was für eine Hinserie 2023 hat der 1. FC Köln seinen Anhängern nur um die Ohren gehauen. Für einige hat der EffZeh einen der schwärzesten Tage der Geschichte erlebt, als erst Steffen Baumgart den Verein verlassen musste und dann die Transfersperre vom CAS bestätigt wurde. In diesen Tagen ist es schwer sich vorzustellen, wohin die Reise gehen könnte.
Ich bin als grenzenloser Optimist bekannt und manchmal bezeichne ich mich selber auch als absolut naiv. Bis zur Mitte der Hinserie war ich noch überzeugt, dass wir der Saison einen positiven Dreh verpassen könnten. Die schwersten Gegner waren hinter uns. Gegner auf Augenhöhe kamen noch und vor dem Spiel gegen Augsburg habe ich mit Freunden gewettet, dass wir problemlos noch über 40 Punkte einfahren. Einfach, weil ich überzeugt war, dass bis zum Ende des Jahres noch eine knappe handvoll Spiele gewonnen werden würde.
Tja, war wohl nichts und durch die Transfersperre bleibt wenig Hoffnung auf mehr. Wobei ich mir selbst ohne das Urteil nur schwer konnte, wie das besser werden könnte. Ich sah die Mannschaft individuell gar nicht so schlecht, hatte großes Vertrauen und Baumgart und wüsste nicht, wen man im Winter holen könnte, der direkt hilft.
Auch Baumgart muss sich Fragen gefallen lassen
Mit ein paar Tagen Abstand frage ich mich durchaus, warum es Baumi nie geschafft hat Tigges in die Spur zu bekommen. Bei seiner Verpflichtung bekam ich aus dem Dortmunder Umfeld einige Schulterklopfer, da sie ihn gern behalten hätten. Die Tatsache ist aber, dass er bis zum Ende die Laufwege nicht verinnerlicht hatte und Torgefahr nie ausgestrahlt hat.
Warum hat unser Trainer gerade zum Saisonstart Luca Waldschmidt auf den Flügel beordert, wo doch klar war, dass er seine Stärke im Zentrum hat. Dadurch hat er ihm seine Qualitäten beraubt und dem Kölner Spiel die Torgefährlichkeit.
Das sind nur zwei Fragen, die mir nicht in den Kopf wollen und so bleibt mir wieder nur meine Naivität und mein Optimismus, um an eine glorreiche Zukunft zu denken. Die vermeintliche Ruhe und Konstanz im Verein, die man noch vor einem Jahr erhoffen konnte, ist mal wieder maximal ins Wanken geraten. Dabei brauchen wir diese jetzt umso mehr.
Was der neue FC-Trainer leisten muss
Wer immer unser neuer Trainer wird, er muss die individuelle Klasse von einzelnen Spielern wieder zu Tage fördern. Ein Ljubicic könnte eine echte Waffe für uns werden, von Paqarada haben wir uns alle mehr erhofft und Waldschmidt kann zum dringend benötigten Torjäger avancieren. Dafür muss der Trainer nicht nur neues Selbstvertrauen entfachen, sondern die Spieler auch konsequent auf den korrekten Positionen einsetzen.
Sicherlich sind wir jetzt auch gezwungen den Nachwuchs noch konsequenter einzubauen. Ich verstehe Baumgart vollends, dass alles seine Zeit braucht und die Talente nicht unsere Heilsbringer sein werden. Aber ein Thielmann in der Vergangenheit und mit Abstrichen Fingraefe in dieser Saison haben gezeigt, dass man hoffnungsvolle Spieler auch mal die Chancen geben muss, um sich zu zeigen und freizuschwimmen. Gegebenenfalls ist es auch die Unbekümmertheit, die dem Verein jetzt hilft, um zurück in die Spur zu kommen.
Wer hat wo auf dem Feld seine Idealposition?
Deshalb habe ich vor zwei Tagen mal abends alle Spieler auf ein digitales Blatt Papier gekritzelt auf der Position, wo ich sie am besten sehe. Einfach, um zu verstehen, welche Taktik hier den Grundstock bilden könnte und wo die Talente lauern. Ich habe hier auch mal unsere aktuellen Leihspieler mit aufgenommen, um die Perspektive im Sommer zu visualisieren.
Schlussendlich sehe ich zwei offensiv denkende Außenverteidiger. Martel bildet davor die einzige echte Sechs, die sich zurückfallen lassen muss, wenn die Außenverteidiger hoch schieben. Im Zentrum unterstützt wird Martel dabei von einer Acht, die eher offensive Akzente setzen soll, aber im Defensivverhalten durchaus die Doppelsechs bekleiden kann. Dazu kommen die bekannten offensiven Außenspieler, die ich weniger als Achter sehe, sondern als echte Flügelspieler, die mit den nachrückenden Außenverteidigern ein offensives Flügelduo auf ihrer Seite bilden, aber gleichzeitig in die Mitte rücken können, wenn der Außenverteidiger hoffnungsvoll zur Grundlinie stürmt. Der Zehner hinter einer Spitze soll aber viel stärker auch als zweite Spitze agieren und den Strafraum besetzen.
Wie könnte die Startelf dann aussehen?
Farblich sind die rot markierten Spieler meine Stammspieler. Die gelben sind die erste Alternative und die grünen Spieler sind Talente, die es konsequent zu fördern gilt, um Druck auf gelb auszuüben. Die rot unterstrichenen Spieler können abgegeben werden, um Platz in der Kasse und für den Nachwuchs zu machen. Limnios ist mittlerweile weg.
Dietz — Waldschmidt
Kainz ——————————— Thielmann
Martel — Ljubicic
Finkgraefe — Chabot — Hübers — Carstensen
Schwäbe
Bedeutet dann aber beispielsweise auch, dass ich Tigges keine Steine in den Weg legen würde. Bei Diehl würde ich nochmal schauen, ob man ihn nicht doch von uns überzeugen kann… und sei es mit regelmäßigen Einsätzen in der Rückserie. Dietz hätte aktuell die Nase vor Selke, wobei mir das Pulverfass Selke bewusst ist, wenn er auf der Bank hockt. Maina hätte bei mir nicht mehr die größten Chancen. Um Huseinbasic tut es mir richtig leid, da er der Spielertyp ist, den ich immer mag. Bakatukanda und auch Monning sollen maximalen Druck auf Heintz ausüben.
Was passiert beim Abgang von Leistungsträgern?
Ab Sommer wären dann sicherlich größere Fragezeichen zu erwarten, wenn einige Spieler den Verein verlassen. Spieler, die wir eigentlich benötigen würden, wie Ljubicic, Martel, Schwäbe und Chabot. Anstelle von Schwäbe würde ich komplett auf Urbig setzen. Ein Abgang eines Innenverteidigers würde unseren Nachwuchs schneller fordern. Anstelle von Ljubicic und Martel würde Huseinbasic eine tragende Rolle einnehmen, die ich ihm zutraue. Daneben könnte man schauen, ob und wie Christensen ankommt und ansonsten nicht als Heilsbringer, aber als Hoffnungsträger U17 Weltmeister Harchaoui integrieren. Lemperle sollte im Sommer die Rolle von Tigges und ggf auch direkt Selke übernehmen.
Viel wird davon abhängen, wie schnell der Trainer die Mannschaft hinter sich bringt, neues Feuer entfacht und dann der Rückrundenstart gelingt. Wir werden recht schnell Achtungszeichen und Erfolge benötigen.
Gelingt das, ist mein naiver Optimismus wieder geweckt.