Ich bin an sich ein sehr entspannter Typ. Sag vor allem nicht nur ich von mir, sondern das sagen auch die Menschen in meinem Umfeld von mir.
Im Büro wird meine Worklife-Balance und meine frohe Natur geschätzt. Im Freundeskreis ist es meine unaufgeregte Art. Ich mag, dass ich mich selten aus der Ruhe bringen lassen.
Dann kam unser Kleiner auf die Welt.
Die ersten Tage waren super. Er ist ein Anfängerkind und schreit zum Glück nur, wenn er einen Grund hat und dieser lässt sich leicht identifizieren und beheben. Selbst die ersten nächtlichen unruhigen Phasen im Krankenhaus habe ich entspannt weg geschaukelt. Ich denke meine Frau hat das enorm geholfen, dass da jemand war, der strahlte und ruhig auf dem Kleinen einredete.
Zu Hause kam dann aber die Nagelprobe.
Wir waren seit Tagen zu Hause. Die Stillsession um drei Uhr nachts stand an und wurde beendet. Danach bekam er sich nicht mehr ein. Ganz im Gegenteil. Er schrie wie am Spieß und wollte einfach nicht wieder einschlafen. Ich war übermüdet und vollführte trotzdem meine Routine. Auf die Schulter, in die Armbeuge, auf die Brust, quer, hochkant, schaukeln, sprechen, alles und nochmal von vorn. Doch er schrie und schrie.
Anderthalb Stunden ging das so.
Und ich spürte erstmals, wie ich unentspannter wurde.
Ich sprach deutlicher. Ich flehte fast. Ich wippte ihn heftiger. Ich legte ihn auch mal nicht supersanft auf die Wickelunterlage.
Keine Angst, ich tat ihm nicht weh. Ich schrie ihn nicht an. Ich ließ ihn auch nicht einfach fallen.
Aber ich merkte, wie ich hilfloser wurde und damit auch ruppiger.
Um irgendwann zu schweigen und gefühlt abzustumpfen.
Ich wollte nur noch, dass er still war und ich weiterschlafen durfte.
Das passierte nicht. Bis meine Frau nach anderthalb Stunden dazu kam und ihn mit der Brust dann doch beruhigen konnte.
Ich war am Ende und zweifelte, ob es das war, was ich wollte. Und ob ich ein guter Vater sei.
Am nächsten Morgen nervte mich, dass so ein junger Mensch der erste Mensch war, der es schaffte, dass ich unentspannt werde.
Er hatte mich gebrochen. Und schafft er seitdem immer mal wieder.
Doch ich setzte mich bewusst damit auseinander. Ich sage mir seitdem immer wieder, dass er das nicht mit Absicht macht. Dass der Kleine meine Hilfe braucht und das ist eine ruhige Art. Das hilft ihm nicht sofort, aber mir.