„Haben wir gewonnen?“
Die weltbeste Verlobte schaut mich mit schläfrigen Augen an. Ich schüttele nur den Kopf. Ihre Pupillen weiten sich. Während sie sich an mich kuschelt, murmelt sie immer wieder: „Oh nein. Nur weil ich eingeschlafen bin…“
Ich fasel etwas von zwei bis drei Metern Abseits. Aber auch vom Sack, der vorher zugemacht werden muss.
Während sie wieder wegschlummert, bleibe ich mit meinen Gedanken allein. Doch diese wenigen Augenblicke bringen mich runter.
Sie ist kein EffZeh-Fan. Aber sie weiß, wie wichtig mir der Verein ist. Im Leben. Sie fiebert mit, damit es mir besser geht. Und nimmt im Halbschlaf die Schuld an einer Niederlage auf ihr Konto.
Dabei war sie nicht die einzige, die an diesem Montag geschlafen hatte.
Sollen wir über Schiedsrichtergespanne meckern? Nein. Aber wir müssen über die reden.
Zwei Meter lagen zwischen Azemi und den letzten Kölner Feldspieler, als der ruhende Ball weitergeleitet wurde. Selbst nach einigen Zeitlupen ist nicht klar erkenntlich, wer den Ball zuletzt berührt hat. Zwischen dem Assistenten und der Aktion lagen nicht nur 25 Meter, sondern auch zehn Spieler. Ein Getümmel in Bruchteilen von Sekunden. Der Linienrichter dürfte nur Rücken und Köpfe gesehen haben. Unmöglich zu erkennen, wer den Ball spielt. Was er aber sehen muss, ist die Position von Azemi. Das vermeintliche Abseits. Aber nicht mal ein Zucken in der rechten Hand. Kein Reflex, der die Fahne nach oben reißt. Wenn der Schiedsrichterassistent auf Abseits entscheidet, aber von Schiri überstimmt wird, weil er eine bessere Sicht hatte, könnte ich besset mit der Entscheidung leben. Aber gar keine Anstalten zu machen…
Sei’s drum. Das Team hat sich das Unentschieden selber zuzuschreiben. In Halbzeit eins ungewohnt defensiv. Verhalten und leider erneut ohne die notwendige und eigentlich bekannte Ruhe, Passsicherheit und Willensstärke. Fahrig. Schläfrig!
Erst nach dem 1:0 (Klassepass von Ujah, überlegt von Wimmer) verdient sich Köln die Führung. Erst recht in Halbzeit zwei. Die Jungs gehen früher drauf. Der Ball läuft flüssiger und sicherer. Der Zug zum Tor ist wieder da. Doch im Abschluss die leider ebenfalls bekannte Abschlussschwäche. Fehlende Kaltschnäuzigkeit. Schläfrigkeit und damit Unkonzentriertheiten, um den Ball im gegnerischen Tor unter zu bekommen.
Das Resultat ist bekannt.
Gegen Aue und Cottbus müssen sechs Punkte her. Das wird aber nur klappen, wenn die Spieler aktiver stören, den Ball unvedingt haben und Tore (bewusst Mehrzahl!) erzielen wollen. Bei ruhenden Bällen müssen wir wieder konzentrierter sein und unsere Stärken ausspielen. Die Schläfrigkeit ablegen und das Selbstvertrauen zurück gewinnen.
Die Situation ist immer noch gut. Auch weil unsere Konkurrenten noch schläfriger agieren als wir. Doch wir dürfen uns noch lange nicht auf den Vorsprung ausruhen und schon für die Champions League planen. Die nächsten Wochen werden entscheidend sein, um den EffZeh wieder auf Kurs zu bekommen.
In diesem Sinne: Come on FC!