Das negative Beispiel?!

Seit einem Jahr fährt der 1. FC Köln eine klare Strategie in Sachen Talentförderung und Transfergebahren. Dabei hat man sich beim Nachbarn umgeschaut und in der letzten Saison eine komplette Mannschaft verliehen. Meistens junge Talente, die woanders Spielpraxis sammeln sollten, um dann gestärkt zurück zu kommen, um dann doch noch die Chance beim EffZeh zu suchen, die sie vorher nicht erhalten hatten. Gute Idee, auch wenn es nicht ganz so geklappt hat, wie erhofft. Oder doch? Bei einigen hat man gesehen, dass sie vielleicht doch nicht für’s erste Profigeschäft gemacht sind. Andere konnten dann überraschenderweise doch noch überzeugen.

Ab sofort soll das anders laufen.
Talente erhalten ihre Chance im Klub. Finde ich ja immer noch die richtigere Lösung, auch wenn ich die Möglichkeit von Ausleihen durchaus sinnvoll halte, wenn es um Spieler geht, bei denen man sich nicht sicher ist, ob sie das Potenzial mitbringen. Aber grundsätzlich sollten Spieler im eigenen Verein ausgebildet und entwickelt werden. Im eigenen Umfeld, mit der eigenen Vereinsphilosophie und dem vorgegebenem System.

Die erste Neuverpflichtung für 2012/2013 ist ein alter Bekannter. Thomas Bröker stand bereits schon mal beim 1. FC Köln unter Vertrag. Er ging, um sein Glück woanders zu finden. Jetzt kehrt er zurück. Doch nicht auf Grund eines endenen Leihvertrages.

Frank Schaefer, Leiter Sport, zum Transfer: „Thomas hat sich zum 1. FC Köln bekannt, obwohl er die Möglichkeit hatte, in der ersten Liga zu spielen. Thomas ist ein Spieler, der in allen Systemen flexibel einsetzbar ist. In Bezug auf seine Charakter – und seine Spieleigenschaften passt er genau in unser Profil und zu dem Weg, den wir einschlagen wollen.“

Bröker wurde verkauft.
Damals wohl auch zu recht.
Der 20-jährige hatte in seinen ersten Profieinsätzen nicht unbedingt überzeugen können. In Liga zwei gelang ihm 2004/2005 ein Tor in 15 Spielen. Parallel traf er fünf Mal in 25 Regionalligaspielen. Für einen Stürmer zu wenig, um sich aufzudrängen.
Ich behielt ihn als einen Typen im Kopf, der zwar reingeht, aber irgendwie ungelenk wirkt und den Torriecher nicht unbedingt in die Wiege gelegt bekommen hatte.

In Dresden (und Paderborn) fand er auch nie richtig zu seinem Spiel, bis er 2007 irgendwie explodierte. Zumindest im kleinen Rahmen. In zwei Jahren gelangen ihm immerhin zwanzig Tore. Das konnte sich doch mal sehen lassen. Dazu entwickelte er im zweiten Jahr auch noch Qualitäten in der Vorvorbereitung (8 Assits).

Es folgte ein Rückschritt in Ahlen, ehe er nah seiner Heimat dann den nächsten großen Schritt machte. Nach einer eher schwachen Saison bei der Fortuna, gehörte Bröker dieses Jahr in Düsseldorf zu den Stützen, der wichtig war für den Aufstieg. Nicht nur wegen 16 Scorerpunkten (!). Vor allem wegen seinem Einsatz.

Er hat die Entwicklung (in meinem Empfinden) vom ungelenken Mittelstürmer zum beweglichen und gefährlichen Außenbahnspieler genommen. Der 27-jährige kann mittlerweile auch vom Flügel kommen, seine Spieler einsetzen und selber den Abschluss suchen. Im Sechszehner zieht er selber gern ab und kann den Treffer erzwingen.

Thomas Bröker ist sicherlich nicht der größte Spieler. Er wird keine überragende Saison spielen, aber er dürfte eine wichtige Stütze in einer dann jungen Mannschaft sein. Er hat sich spät (weiter)entwickelt, Erfahrung und ist jetzt zurück am Geißbockheim Das dürfte ihn zudem beflügeln.

Dass er vom Aufsteiger zum Absteiger wechselt, ist bezeichnend.
Bröker könnte einer der Spieler werden, die sich für den Klub zerreißen, die Gras fressen und vorangehen. Das erhoffe ich mir zumindest von ihm. Auf welcher Position – zentral oder außen – werden die nächsten Transfers zeigen.

Kommen wir mal zum Ausgangspunkt.
Ist Thomas Bröker das negative Beispiel der bisherigen Transferpolitik? Verkauft, anstatt nur zu verleihen?
Sicherlich NICHT! Denn Bröker wurde schon damals zuerst an Dresden verliehen, wo er sich wie gesagt nicht behaupten konnte. Erst dann wurde er an Paderborn verkauft. Damals ein verständlicher und auch im Nachklapp richtiger Schritt. Die Entwicklung hätten ihm vielleicht nur die wenigsten zugetraut.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass Bröker in Köln die selbe Entwicklung genommen hätte, wie zuletzt in Düsseldorf. Sicherlich Kaffeesatzleserei. Aber lieber so, mit hoffentlich spätem glücklichen Ausgang, als ihn jahrelang durchzuschleifen. Vielleicht hätte man bei Chihi trotz allem Talent mal den selben Weg einschlagen sollen…

Bröker ist nicht das negative Beispiel, sondern der Vorreiter der Ausleihpraktiken. Hier hatte Köln einfach “Pech”, dass Bröker erst spät zu seinen Stärken fand.

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