RENNfahrer und RENNauto

Die Formel 1. Mehr als nur Motorsport. Ein riesiges Event mit viel Drumherum, Promis in der Boxengasse und einem unglaublichen Medienaufkommen. Bernie Ecclestone kämpft seit Jahren für eine weltweite Vermarktung und treibt die Rennen in die entlegensten Motorsportecken des Erdballs. Team holen sich gern unbekannte Fahrer aus ebenso versteckten Motorsportländern, um sich die Mitgift der Staaten und Sponsoren zu sichern.

Wo bleibt da der Sport?

Selbst für Fans rückt er mehr in den Hintergrund. Normale Rennen will kaum jemand sehen. Es muss krachen, es muss spektakulär sein. Rennen bei Nacht oder mitten in der Stadt sind angesagt. Und doch begeistern überraschende Überholmanöver und sportliche Höchstleistungen doch am meisten. Dann, wenn es Rad an Rad geht. Kommentatoren sprechen dann vom echten Racing.

Nur wie weit ist es mit Racing beschert. Sebastian Vettel ist wohlweislich extrem talentiert, eine Alleinfahrt, wie in der letzten Saison erfreut das deutsche Herz, aber nicht die Motorsportseele. Lewis Hamilton sorgt abseits der Rennstrecke für Schlagzeilen und schiebt dadurch sein sportliches Talent an die Seite. Jenson Button ist stark, aber wenig schillernd. Michael Schumacher ein Rekordweltmeister, aber abgehalftert. Nico Rosberg begabt, aber in einem schwachen Auto.

Trotzdem gibt es echtes Racing in der Formel 1.

Weil es doch um Rennautos und Rennfahrer geht. Rennen steht dabei im Vordergrund. Schaut euch Fernando Alonso an. Zweifacher Weltmeister (2005, 2006). In einem Ferreri. Ein roter Renner, der seiner großen Zeit hinterher fährt. Der Glanz früherer Tage schien zu verblassen. Experten waren sich vor der Saison einig: Dieses Auto ist nicht konkurrenzfähig und fühlten sich nach dem ersten Qualifying bestätigt.

Ferrari fuhr erwartungsgemäß hinterher. Doch der rote Bolide scheint ein echtes Rennauto zu sein. Denn im Rennen ist der Spanier auf einmal da und sein Wagen (der von Teamkollege Felipe Massa nicht so) mehr als nur eine lahme Gurke. In Australien machte Alonson im Rennen jeweils sieben Plätze gut. Im Rennen. Von Startplatz zwölf beziehungsweise acht ging es vor bis auf fünf und eins. Eines scheint jetzt schon klar. Fernando Alonso sitzt 2012 (noch) nicht in einem QUALIauto und ist kein QUALIfahrer, dafür aber ein RENNfahrer im RENNauto.
Stärken, die ihn zum Titelaspiranten kühren.

Auch Kimi Räikkönen sollte nicht außer acht gelassen werden. Der Weltmeister von 2007 ist ebenfalls Rennfahrer im Rennauto, hat aber auch ein QUALIauto in dem er Platz nimmt. Teamkollege Romain Grosjean führ den Lotus auf Qualifikationsrang drei und sechs (um dann im Rennen jeweils nach wenigen Runden [2 und 4] auszuscheiden). Räikkönen steuerte den Wagen in der Quali nach enttäuschendem 18. Platz auf Position 5 (danach Rückversetzung um 10 Plätze). Er kommt besser zurecht. Seine Erfahrung, sein Racing dürften ihn noch gefährlicher werden lassen. Im Rennen, wo er in dieser Saison bereits 15 Plätze gut machen konnte.

Noch besser machte es bisher lediglich Sergio Perez, der in einem überraschend kompletten Sauber gar 16 Positionen im Rennen gut machen konnte. Ein Mann mit Zukunft. Ein Racer. Ein Sportler, wie es die Formel 1 benötigt.