Hamburg war kein gutes Pflaster in dieser Saison für den EffZeh. 0:3 am Millerntor. 2:6 in der Imtech Arena. Die erste Niederlage war richtig bitter. Die zweite hat mich nicht derart schockiert, wie sie es vielleicht sollte. Es war schon traurig, wie einfach wir es den Hamburgern gemacht haben. Einfach die Zentrale komplett abschalten, lange Pässe zulassen, den Gastgeber kontern lassen, zack, fertig, der Drops ist gelutscht.
Und doch ist die Euphorie in diesen Tagen einfach zu groß, dass uns das umwerfen würde. Gegen Pauli ging es gegen einen direkten Abstiegskonkurrenten. Vor ein paar Wochen waren wir noch nicht gefestigt, wie jetzt. Damals hatte ich riesige Angst, dass uns das in ein tiefes Loch stürzen würde und wir richtig versinken.
Nach dem HSV-Niederlage bin ich trotzdem guten Mutes, dass wir uns da befreien werden und in zwei Wochen gegen Nürnberg bereits wieder punkten. Weil die Mannschaft lebt. Nicht unbedingt am Samstag. Da war sie verdammt tot. Hat aber in Hälfte zwei noch zwei Tore und einige gute Aktionen hingelegt. Poldi ließ nicht den Kopf hängen, sondern packte noch eine Einzelleistung aus.
Das schmälert die Enttäuschung über die Niederlage keinesfalls, aber lässt es erträglich erscheinen. Irgendwie.
Man konnte ja auch vorher nicht wissen, dass sich Tante Pleitegeiger als Petric verkleidet und ohne Nudelholz auf dem Platz losknipst.
Wie viel Platz, wir ihm (und den anderen Torschützen) dabei gelassen haben, war schon beängstigent. Ohne den derzeitigen Stabilisator Geromel sieht man leider immer wieder alle FC-Abwehr Schwächen.
Mohamad war nur ein Schatten seiner selbst. Pezzoni komplett neben der Spur. Mit meinem Sitznachbarn habe ich gerätselt, warum er durchspielen konnte. Wie sehr hätte ich mir die harte Hand von Frank Schaefer gewünscht, der auch schonmal nach 30 Minuten (mein Sitznachbar hätte bereits nach fünf Minuten reagiert) auswechselt.
Martin Lanig war ebenfalls ein Kandidat, dem man bereits in den ersten Minuten die Lethargie angesehen hatte. Wie gegen Pauli trabte er nur neben seinen Gegenspielern her und eröffnete Hamburg dadurch Räume. Normalerweise muss die Zentrale bombenfest stehn, damit der Gegner über außen sein Glück versuchen muss. Das blieb dem HSV erspart. Einfach in den Bereich von Lanig einbrechen, einen langen Pass in die Richtung von Pezzoni spielen und schon brannte es lichterloh.
Sicherlich, es waren nicht nur die Beiden. Die ganze Mannschaft ließ den Biss der letzten (Heim)Spiele vermissen. Unerklärlich, warum die Mannschaft auswärts immer wieder so verunsichert auftritt. Typisch FC auswärts!
Deshalb hatte ich die Niederlage bereits eingeplant. Dass es so kam, war dann doch zu viel. Aber richtig wichtig wird es erst in den nächsten Wochen: Nürnberg-Gladbach-Stuttgart-Wolfsburg. Nach diesen Partien, nach dem 31. Spieltag sollten wir den Abstiegsrängen dermaßen entflohen sein, dass hier nichts mehr anbrennt. Rechnerisch wäre das ein Wunschtraum, aber realistisch betrachtet muss das das Ziel sein.
Leicht wird es nicht, wo Nürnberg nie zu unterschätzen ist, Gladbach bereits mit dem Rücken zur Wand steht und Stuttgart sowie Wolfsburg einen leichten Aufwärtstrend erkennen lassen dürften. Trotzdem, unser Fokus muss auf den vier Spielen liegen und der vierte Offizielle sieht die Niederlage genau im richtigen Moment.
Der Zeitpunkt ist in meinen Augen günstig. Eine Woche Länderspiel-Pause kann die Köpfe frei machen und Schaefer die nötige Zeit zur kompletten Fehleranalyse geben.
Wohl deshalb könnte die Niederlage wichtig für uns sein. Bitter mit einem richtigen Signal. Bevor die Realität in der Euphorie zu schimmern beginnt.
Ich habe gute Laune, ich bin optimistisch… und doch hätte ich mir einen anderen Ausgang meines zweiten Auswärtsheimspiels 2011 gewünscht.