Der FC Schalke 04 hat sich in dieser Woche mit sofortiger Wirkung von Felix Magath getrennt. Unüberwindbare Differenzen sollen zu dem Schritt geführt haben. Die Spieler sollen sich mehrmals über den Cheftrainer beschwert haben. Schwerwiegender soll aber der finanzielle Aspekt sein. So soll Magath sich nicht an vereinbarte Spielregeln gehalten haben und die wirtschaftliche Basis des finanziell arg gebeutelten Vereins mächtig ins Wanken gebracht haben.
Sicherlich unter diesem Gesichtspunkt eine richtige Entscheidung. Die Frage bleibt allerdings, wie lange der mit allen Mächten ausgestattete Magath so lange fast unbehelligt agieren konnte. Wo waren die Kontrollgremien, die vielleicht rechtzeitig hätten eingreifen können? Hatte man die Zukunft des S04 doch fast blind in die Hände von Magath gelegt? Denn sonst ist es unerklärlich, dass ein Clemens Tönnies seine Meinung zum Cheftrainer innerhalb einer Sekunde dermaßen ändern konnte.
Und doch, ist die Trennung ein falscher Schritt.
Man hätte wissen können, was einen erwartet, wenn man einen Magath einstellt, der zuvor bereits in Wolfsburg dermaßen geherrscht hatte. Dort sicherlich mit mehr VW-Millionen ausgestattet, aber der Stil war klar. Viele Spieler holen, in der Hoffnung, dass einer mächtig einschlägt
Dafür segnete man ihm in Gelsenkirchen Millionenspieler, wie Raul, Huntelaar und Jurado ab. Die beiden Letztgenannten enttäuschten. Andere (wenn auch billigere) Neuverpflichtungen kamen kaum oder gar nicht zum Zug. Doch die Strategie hatte Konzept und wäre aufgegangen. Spätestens in drei Jahren.
Schon in dieser Saison hat man die Erfolge sehen können. In den Pokalwettbewerben. Dort, wo es auf wenige Spiele ankommt. Dort, wo die Konzentration kurzfristig hochgepusht werden musste, konnten die Knappen überzeugen. Oder sie schafften es immerhin in den entscheidenen Momenten die richtige Entscheidung zu treffen. DFB Pokal-Finale und einzige deutsche Mannschaft im Champions League-Viertelfinale stehen bezeichnend für sich.
Die sportliche Talfahrt in der Bundesliga (Platz 10) ließ aber anscheinend zu große Zweifel im Klub aufkommen. Doch war es nur eine Frage der Zeit, bis Magath seine Erfolgsmentalität seiner Mannschaft auch konstant (und nicht nur in einzelnen Spielen) eingeimpft bekommen hätte. Hierfür braucht es Zeit. Diese hatte er sich selbst gegeben. Und anfangs auch deutlich gefordert.
Bis 2013 wollte er den Titel sichern. Bis dahin wollte und konnte er nichts garantieren. Ich bin mir sicher, dass er dieses Ziel erreicht hätte. Nun ist diese Vision erstmal ein Stück entfernt. Denn mit Ralf Rangnick kommt auch eine neue Vorstellung vom Spiel nach Gelsenkirchen.
Rangnick wird vieles anders machen. Spieler, die gerade erst kamen, werden wieder gehen müssen. Ein Umbruch steht bevor. Eine neue Denke zwangsläufig. Finanziell kein Gewinn.
Und da werden sie Magath sogar noch danken müssen, wenn es wirklich so kommt, dass er dank seiner eigenen Kündigung auf zwölf Millionen Euro Gehalt verzichtet. Es werden schwere und unruhige Zeiten im Pott. Während Dortmund jubelt, könnten beim FC Schalke 04 doch nur dicke Tränen hängen, wenn unter neuer Leitung vielleicht noch die letzte Titelchance der Saison verpufft.