Kurz vor der Weihnachtspause ist der neue Sportdirektor gefunden. Volker Finke wurde überraschend nach dem doch viel zu deutlichen 0:3 gegen den FC Schalke 04 vorgestellt. Im Februar 2011 wird er wegen laufender Verpflichtungen in Japan seinen Job am Geißbockheim erst antreten. Aber man darf sicher sein, dass Finke schon bei den Personalplanungen im Winter irgendwie involviert ist. Neue Techniken sei Dank.
Wirklich konzeptionelle Arbeit dürfte dann aber erst im Sommer beginnen. Finke hat also ein halbes Jahr Zeit, sich in Köln einzufinden, die Menschen und das Umfeld kennenzulernen, erste neue Maßnahmen zu treffen und einfach eine Basis zu schaffen. In enger Zusammenarbeit mit Schaefer, Lottner, Horstmann, aber auch Overath dürfte das neue Konzept entwickelt werden, dass uns dann die kommenden Jahre begleiten wird. Idealerweise.
Dabei wäre es naiv zu glauben, dass beim EffZeh Strukturen, wie zu Finkes Freiburger Zeiten geschaffen werden. Junge hungrige Talente, die herzerfrischenden Fußball spielen. Das klappt in dieser Art und Weise im beschaulichen Breisgau, aber nicht am Kölner Dom. So sehr ich immer neidisch gen Freiburg und Mainz blicke, so unrealistisch sind solche Struktuten in Köln.
Finke wird sich umstellen müssen. Er wird sich umschauen und mächtig wundern, wenn er hier aufschlägt. Vielleicht wird er seine Entscheidung schnell mal bereuen. Aber ich hoffe, er hat einen langen Atem und das Umfeld schenkt ihm das Vertrauen und gibt ihm die nötige Rückendeckung.
Denn sicherlich ist Finke ein ausgesprochener Fachmann. Er kennt den Sport, er kennt die Liga, er versteht die Zusammenhänge. Er hat sich ein Netzwerk geschaffen. Es dürfte nicht wundern, wenn demnächst vermehrt Spieler aus (Nord)Afrika und Japan bei uns vorstellig werden.
Finke zeigt sich verantwortlich für die Bereiche Lizenzspielerabteilung, Scouting, SportsLab und Nachwuchs. Im Punkt eins hilft seine Erfahrung und es dürfte ein fruchtbarer Gedankenaustausch mit Schaefer entstehen. Scouting und SportsLab dürfte durch Finke weitere Impulse gekommen. Im Bereich Nachwuchs hat er bei SC schon bewiesen, dass er Talente ausfindig machen und diese gezielt fördern kann. In Schaefer hat er einen Mann an seiner Seite, der nicht nur den Verein kennt, sondern vor allem den Unterbau. Man darf also ernsthaft hoffen, dass weitere Nachwuchsspieler nach oben gespült werden.
Von daher passt es. Köln muss, 24 Millionen Schulden sei Dank sparen. Das erfordert eine gezielte Personalpolitik, die auf günstige Neuzugänge und den eigenen Nachwuchs beruht: Der Aufbau einer jungen, günstigen, aber talentierten Mannschaft, zusammengestellt nach einem klaren Spielkonzept. Finke kann das!
Auch der Spielbeobachter ist überzeugt, dass Finke nicht der große Schatten von Schaefer wird, der nur darauf wartet endlich seinen Posten einzunehmen:
Wer Schaefers extrem punktgenaue Analysen nach Spielen des FC und seine Vorliebe für „aktiven Fußball“ kennt, sollte guter Hoffnung sein können, dass da zwei zusammen kommen werden, die gut miteinander arbeiten können. Zumal Schaefer und Co-Trainer Lottner eben genau die kölsche Volksnähe mitbringen, die Finke vermutlich abgeht.
Interessant dürfte es trotzdem werden. Denn in Freiburg durfte Finke auch Abstiege hinnehmen. Die zweite Liga war immer wieder einkalkuliert. In Köln darf er sich solche Rückschläge nicht erlauben.
Ebenso wenig, wie er die Kölner Presse links liegen lassen dürfte. Finke muss sich verkaufen können. Schaefer tut das super. Horstmann ist der stille Arbeiter im Hintergrund, der es nicht muss. Overath dürfte im Boulevard in den Hintergrund rücken. Finke wird sich erklären müssen. Er muss sich verkaufen, präsentieren und sich mit der Presse arrangieren. Hoffentlich kann er das. Denn erlernen kann man sowas nicht. Daran ist auch Soldo schon zerbrochen.
Was aber das Großartigste an diesem Deal ist, ist die Art und Weise, wie er zu Stande gekommen war. Kaum jemand, gar niemand hatte Volker Finke auf dem Zettel. Andere Namen wurden gehandelt und im Hintergrund wurde der Vertrag ausgehandelt. So möchte ich das sehen. Arbeit mit einem klaren Fokus auf das Ergebnis und keine Effekthascherei. Das ist dann wohl die neue Kölner Seriosität. Hoffentlich kann die beibehalten werden.