Fußball-Bundesliga, 27. Spieltag
Freitag, 19. März 2010 20:30
Jetzt zählt es! Verliert der 1. FC Köln morgen, befindet sich der FC mitten drin im Abstiegskampf. Weg das kleine Puffer. Dann wird es richtig eng. Selbst ein Unentschieden ist fast zu wenig, wenn man sieht, dass im Keller wieder regelmäßig gepunktet wird. Ein Sieg muss her. Mit einem Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach würde man nicht nur etwas für das Prestige machen und sich rehabilitieren, sondern gleichzeitig die Fohlen überholen. Das dürfte der Startschuss zum Klassenerhalt geben, denn danach geht es gegen Hannover und Berlin. Vor den beiden Partien ist ein Erfolgserlebnis unumgänglich. Wenn die drei Partien gewonnen werden, schießen sie Konkurrenten in den Keller und am Beispiel Berlin vielleicht schon komplett in Liga zwei.
Doch ein Schritt nach dem anderen.
Zuerst muss das Derby erfolgreich gestaltet werden.
Wenn man allerdings an den gelangweilten Auftritt in Mainz denkt, kann einem richtig Angst und Bange werden. Mit so einer Einstellung verlieren wir diese Partie auch. Vielleicht kommt gerade deshalb das Derby genau zur rechten Zeit. Die Mannschaft scheint sich in wichtigen und emotionalen Partien besonders motivieren zu können. Das haben die Punktgewinne gegen Leverkusen und München bewiesen. Wobei ein Punkt am Freitag eindeutig zu wenig wäre.
Um als Sieger vom Platz zu gehen, müssen nun die ständigen Diskussionen abseits des Rasens verstummen. Fünf Spiele noch komplette Ruhe und reine Konzentration auf die Spiele, danach darf wieder diskutiert und geplant werden. Aber wenn man täglich Poldi zur Schlagzeile macht und Maniche angiftet, dann kann keine Ruhe einkehren. Soldo muss nun eine harte Hand zeigen und eine klare Linie vorgeben. So sehr ich solche Aktionen eigentlich nicht mag und so befremdlich es vor dem Derby wäre, aber ein Maulkorb für den ganzen Klub wäre vielleicht kein falscher Weg.
Vielleicht würde so eine Maßnahme auch etwas von den Emotionen rausnehmen. Positive gehören am Freitag dazu. Aber es darf nicht umschlagen in Gewalt und Randale. Friedlich soll es abgehen. Auf und neben dem Spielfeld. Sonst wird die DFL knallhart durchgreifen (müssen).
Lasst uns das Derby genießen. Mit Schmähgesängen und Leidenschaft. Aber in einem fairen Rahmen! Sportlich halt…
Diese Aufstellungen erwarte ich für Samstag
Mondragon
Brecko – Geromel – Mohamad – Ehret
Mc Kenna
Petit ———- Matuschyk
Tosic ——————- Podolski
Novakovic
————————————————
Bobadilla – Friend
Arango —————————— Reus
Marx —- Bradley
Daems – Dante – Brouwers – Levels
Bailly
Umbauen ist angesagt. Bei beiden Mannschaften. Nach den entäuschenden Leistungen am letzten Wochenende, haben beide Trainer einige Veränderungen angedeutet.
Der 1. FC Köln muss leidenschaftlicher auftreten und gegen die Fohlen versuchen das Heft in die Hand zu nehmen. Deshalb dürfte Spielmacher Tosic mal wieder eine Chance von Beginn an erhalten. Dafür muss Freis wohl raus, wobei aus meiner Sicht ein Kämpfer seiner Güte in einem Derby jeder Mannschaft gut tut. Trotzdem wird Soldo was in Sachen Kreativität tun wollen.
Ansonsten wird Maniche wohl draußen sitzen. Nach der Kritik innerhalb der Woche, bekäme er nur eine Chance, wenn sich Soldo tatsächlich eine Trotzreaktion erhofft. Mit Matuschyk haben wir aber zum Glück mittlerweile eine solide Alternative. Pezzoni steht als Alternative zu Mc Kenna bereit, wobei der Kanadier überzeugt hat und als kopfballstarker Spieler bei Standard gut helfen kann. Da Gladbach mit keinem klassischen Zehner spielt, wäre es eine Überlegung wert, auf der Sechs einen Spieler zu stellen, der (diese Freiheiten nutzt und) auch in der Offensive Akzente setzen kann. Das wäre die Möglichkeit für Maniche.
Defensiv sollte Soldo auf Brecko und Ehret bauen. Die beiden werden gegen Arango und Reus einiges zu tun bekommen. Da muss Köln agile Außen entgegen setzen, die defensiv sicher stehen. Also nicht Womé!
Frontzeck wird nach den offensiv zuletzt uninsiprierten Auftritten seine Sturmreihe verändern. Auf Bobadilla wird er nicht verzichten wollen. Dafür dürfte Colautti eine Auszeit erhalten. Für ihn steht Friend bereit. Beim 4:2-Erfolg der Fohlen in der letzten Saison hatte der Anrgeifer ein Mal getroffen.
Zudem steht Meeuwis in der Kritik. Wenn Marx rechtzeitig fit wird, dürfte der Niederländer auf der Bank Platz nehmen.
Das sagt der Gegner
Ich freue mich sehr, dass sich Jannik von entscheidend is auf’m Platz die Zeit genommen hat, um meine Fragen zu beantworten. Sehr ehrlich, sehr gut reflektiert und mit einem Tipp, den ich sofort unterschreibe.
Spielfeldrand: Hallo Jannik, das vorausgesagte schwere Jahr in Liga eins ist ausgeblieben. Wie zufrieden bist du mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Jannik: Wir stehen nach dem 26. Spieltag mit 30 Punkten auf Platz 12 – das ist nur ein Zähler weniger als in der gesamten letzten Saison. Damals sind wir praktisch nur dringeblieben, weil wir innerhalb von vier Tagen zwei Last-Minute-Siege errungen haben. So gut wie jetzt lief es in den letzten 10 Bundesliga-Spielzeiten selten. Von daher wäre es vermessen, unzufrieden zu sein. Mehr hat ja niemand gefordert, gut so. Bis vor ein paar Wochen haben mich zwar die vielen verschenkten Punkte geärgert. Aber gerade die letzten beiden Spiele mit 0:7 Toren haben gezeigt, dass wir noch lange nicht reif sind für mehr als die Region, in der wir uns derzeit bewegen.
Spielfeldrand: In der Rückserie läuft es noch nicht ganz rund bei euch, trotzdem habt ihr noch ein beruhigendes Polster auf die Abstiegsränge. Was erwartest du von den kommenden Wochen und wo wird deine Borussia am Ende einlaufen (tabellentechnisch)?
Jannik: Dieses Jahr ist es schwierig, da eine exakte Prognose abzugeben. Einerseits ist das Polster wirklich (noch) beruhigend. Andererseits weißt man genau, dass mit 30 Punkten noch nie eine Mannschaft die Klasse gehalten hat. Den Rekord haben wir uns ja letzte Saison mit grandiosen 31 gesichert. Ein bisschen muss da also noch kommen. Fest steht aber auch, dass wir die vergangenen fünf Spiele, aus denen es jetzt vier Punkte gab, in der Hinrunde noch allesamt verloren hatten. Beim Hinweis auf das harte Restprogramm mit dem derzeitigen Spitzentrio, dem HSV, dem VfB oder der Eintracht müssen wir also keineswegs in Panik verfallen. Wir werden uns vor dem 34. Spieltag retten und mindestens Dreizehnter – das hätte ich vor der Saison sofort unterschrieben.
Spielfeldrand: Die WM 2010 rückt mit großen Schritten näher. Wer aus eurer Mannschaft muss noch (neben den feststehenden Nationalspielern) unbedingt mit nach Südafrika reisen? Bei Jogi Löw, aber auch in einem anderen Nationalteam.
Jannik: Der deutsche WM-Kader dürfte Gladbach-freie Zone werden – bis auf die Ex-Borussen Marko Marin und Marcell Jansen natürlich. Michael Bradley wird dank seiner Nominierung für die USA schon wieder keine richtige Sommerpause bekommen, Karim Matmour kann vielleicht ein wenig die Engländer ärgern. Alle anderen Legionäre sind von ihren Nationalmannschaft entweder noch ein gutes Stück entfernt oder aber sie sind gar nicht qualifiziert. Diese Woche ging das Gerücht um, Roel Brouwers könne eine Rolle für die Niederlande spielen. So sehr mich das natürlich für unseren Top-Torjäger freuen würde, der sich großartig entwickelt hat und eine echte Stützte geworden ist – mehr haben unsere Nachbarn nicht mehr zu bieten?
Spielfeldrand: In der Auswärtstabelle steht ihr auf einem Abstiegsrang. Nun geht es zum Derby nach Köln, die sich zu Hause allerdings auch noch nicht mit Ruhm bekleckert haben. Was erwartest du für ein Spiel?
Jannik: Echt? Schon wieder so weit abgerutscht? Dann muss es ja entweder 0:0 oder 4:4 ausgehen, bei Eurer Heimbilanz. Oder 2:2 oder 3:2 oder 2:3. Ganz schwierig, da irgendetwas zu prognostizieren. Wir sind diese Saison die größte Wundertüte überhaupt. Da gibt es wenig, was uns noch schocken könnte. Und der FC hat sich bislang ja auch schon sowohl als Geizhals als auch als Fabrik in Sachen Toren präsentiert – offensiv wie defensiv. Gerade deshalb dürfte es schon hochinteressant werden. Zumal beide die Punkte mehr brauchen, als sie vor ein paar Wochen noch gedacht hätten.
Spielfeldrand: Die letzten Wochen wurden immer wieder durch Ausschreitungen überschattet. Zuletzt in Berlin. Im Derby bürgt eine zusätzliche Gefahr. Die Polizei wird mit einem Großaufgebot vor Ort sein. Befürchtest du, dass einige Chaoten in dieser Partie die Oberhand über das Sportliche gewinnen können?
Jannik: Ich bin noch nicht so alt. Fußballerisch bin ich sozialisiert worden, als beide Klubs sich ihren jeweils ersten Abstiegen näherten. Bis vor ein paar Jahren war die Rivalität zum 1. FC Köln für mich eine, die sich auf packende Spiele und verbale Sticheleien im Vorfeld beschränkt hat. Zumindest machte es den Eindruck. Nach der Entwicklung der letzten Jahre und dem, was ich gerade letzte Saison hautnah mitbekommen habe, wäre es fahrlässig, alle Sorgen beiseite zu schieben. Ich hoffe auf der einen Seite, die Polizei hat die Lage im Griff und behält den Überblick. Auf der anderen Seite kann man einfach nur gebetsmühlenartig an alle Beteiligten – Spieler, Verantwortliche, Medien und insbesondere Fans – appellieren: Es ist zwar ein Derby, die Bundesliga-Historie hat viele Geschichten zwischen beiden Vereinen geschrieben – aber es bleibt ein Spiel um drei Punkte. Nach den Vorfällen in Berlin letzte Woche wäre es gerade jetzt doch ein starkes Zeichen, wenn alles ruhig bliebe und sich beide Vereine das liefern würden, wodurch sie eigentlich bekannt geworden sind – tolle Spiele auf dem Rasen. Noch bin ich den Idealismus nicht ganz los.
Spielfeldrand: Zu guter Letzt: Wo wirst du die Partie verfolgen und wie lautet dein Tipp?
Jannik: Über mehrere Ecken habe ich jetzt doch eine Karte bekommen und werde vor Ort im Gästeblock sein. Wie groß die Begeisterung für das Derby trotz der Vorfälle der letzten Jahre immer noch ist, zeigt sich immer wieder aufs Neue, wenn unser Ticketportal zusammenbricht, sobald die Gästekarten rausgehen. Beim Tippen bin ich abergläubisch und hoffe, dass alle Borussen verstehen, warum ich auf ein 2:1 für den FC tippe – nachdem aus dem 3:2 in Dortmund und dem 3:1 gegen Wolfsburg nichts geworden ist.
Spielfeldrand: Danke Jannik und auf ein faires Spiel. Auf und neben dem Rasen!
Mein Tipp
Schwierige Kiste. Hier ist alles möglich. Letzte Saison gab es ein 2:4. Brecko hatte doppelt getroffen. Bradley leider auch. Ein ähnlich packendes Derby würde mich freuen. Und selbst, wenn Gladbach zuletzt sieben Buden in zwei Spielen kassiert hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass es häufig klingeln wird. Dafür ist dann unsere Abteilung Attacke zu harmlos.
Es wird hitzig werden denke ich und auf den Kampf ankommen. Vielleicht entscheiden am Ende die Standards. Dabei sehe ich Gladbach sogar ein wenig vor dem Eff Zeh. Mit Brouwers und Dante stehen zwei Innenverteidiger bereit, die in dieser Saison wesentlich mehr Torgefahr ausstrahlen, als Mohamad und Geromel, die es eigentlich auch können.
Es wird wohl auf Kleinigkeiten ankommen. Kann die Kölner Defensive Reus und Arango in Schach halten? Kann Tosic seine Klasse abrufen und mal ein Spiel entscheiden? Wie präsentiert sich Poldi und trifft Nova mal endlich wieder?
Fragen über Fragen und doch ein Sieger. Ich denke an Köln und ein mageres 1:0.