Ich bin mir nicht sicher, ob ich verängstigt sein soll oder gespannt.
Verängstigt vor einer erneuten inakzeptablen Leistung gegen Bochum, die in einer neuerlichen Niederlage mündet, was sehr wahrscheinlich die Entlassung von Soldo nach sich ziehen würde und ganz sicher das Abrutschen in die Abstiegsplätze.
Gespannt, wie Soldo seine Mannschaft auf- und einstellt, damit sich die Spieler freischwimmen können.
Soldo kann im Prinzip gar nichts falsch machen, aber am Ende doch alles verlieren.
Das Team ist am Tiefpunkt angelangt. Desolate Vorstellungen, eine (angebliche) Revolte gegen den Trainer und Maulwürfe, die weiter für Unruhe sorgen. Unruhe, die aufgrund der Leistung und Dank der Eskapaden von Novakovic ohnehin schon groß genug ist. Es kann nur noch aufwärts gehen. Schafft es Soldo jedoch nicht frischen Wind in den Kader zu bekommen, war es das für ihn wohl.
Sein Sieg muss her, viel mehr aber eine Einstellung, die auch die Fans wieder näher an die Mannschaft rücken lässt.
Den ersten Schritt hierfür hat Soldo schon getan. Nova ist ab sofort nicht mehr Kapitän. Damit kommt er Stimmen innerhalb des Vereins nach, wodurch er sicherlich einen Großteil der Spieler wieder mehr auf seine Seite geholt hat. Damit dürften die auch wieder mehr für ihren Trainer Gras fressen. Genau darum geht es am Ende auch. Diese Mannschaft in dieser Saison darf (mal) verlieren. Erst recht gegen Mannschaften, wie Hoffenheim. Aber sie muss sich für den Verein aufopfern. Das wollen die Anhänger sehen… auch wenn der Presse das sicherlich nicht unbedingt gefällt bzw. ihr nicht ausreicht.
Was kommt nun als Nächstes?
Verzichtet Soldo nicht nur auf den Kapitän Novakovic, sondern auch auf den Spieler?
Muss einer aus dem portugiesischen Duo raus?
Wer ersetzt den gesperrten Podolski?
Wirft Soldo vielleicht einen zuletzt unberücksichtigten Spieler ins kalte Wasser?
Im Donnerstagskicker gab Soldo ein längeres Interview. Dabei herauszuhören, dass eher kein Youngster, wie Yalcin eine Chance erhält. Zudem will er Spieler bringen, die zu hundert Prozent hinter ihm stehen. Er will Spieler sehen, die sich für den Verein aufopfern.
Diese Aufstellungen erwarte ich für Freitag
————— Heerwagen —————
Concha — Maltritz — Mavraj — Fuchs
——— Pfertzel – Dabrowski ———
– Sestak ——- Ono ——- Azouagh –
—————— Epallé ——————
——————— Freis ———————
Ehret ———– Maniche ———- Sanou
————— Pezzoni — Petit —————
Womé – Mohamad – Geromel – Schorch
—————– Mondragon —————–
Soldo stellt um und hofft damit richtig zu liegen. Novakovic muss auf die Bank, damit ist das Kapitel wohl geschlossen. So sehr Köln einen Knipser benötigt, so wenig hilft Nova aktuell weiter. Für ihn sollte Ishiaku stürmen. Doch dessen Knie schwoll nach dem Abschlusstraining an, Mana fällt damit wohl aus. Somit rückt Freis wohl in die vorderste Spitze, auf seiner angestammten rechten Position könnte Sanou zum Einsatz kommen. Auch Brecko erhält eine Pause. Für ihn kehrt Womé zurück ins Team. Pezzoni rückt in die Mannschaft. Dafür nimmt Maniche die offensive Rolle von Podolski ein. McKenna wäre ein weiterer Kämpfertyp, der der Mannschaft aktuell weiterhelfen könnte. Doch Soldo hat kein Vertrauen in den Kanadier und lässt ihn weiter draußen. Genau wie Yalcin und Chihi, da er der Überzeugung ist, dass erfahrene Spieler aktuell mehr helfen, als jugendliche Unbekümmertheit.
Bei Bochum heißt das Motto „Never change a winning team“, auch wenn dadurch HSV-Torschütze Grote erstmal wieder auf der Bank Platz nehmen muss. Auch Klimowicz stünde erstmal als Joker bereit.
Mein Tipp: 1:1
Ein typisches Kellerduell. Sehr zäh, es zieht sich, wenig Highlights. Köln steht tief und will erstmal die null halten. Am Ende ein Ergebnis, das keiner Mannschaft wirklich hilft. Maximal doch noch dem FC, weil der VfL dadurch nicht an Köln vorbei gezogen ist.
Das sagt der Gegner
Ralf von den Fantastic Supports stellt seinen VfL und die Erwartungen für das heutige Spiel vor.
Spielfeldrand: Hallo Ralf, erstmal Glückwunsch zum Sieg gegen den HSV. Schwebst du immer noch auf einer Euphoriewelle oder bist du mittlerweile wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet?
Ralf: Welche Eurphoriewelle? Du meinst den Sieg gegen den HSV? Gott bewahre! Der war lebenswichtig zum Einem, weil die Konkurrenz ordentlich gepunktet hat und zum Anderen, weil unser neuer Trainer und die Mannschaft unbedingt ein Erfolgserlebnis brauchten!
Spielfeldrand: Vor dem Erfolg gab es zwei Niederlagen gegen Frankfurt und Freiburg. Warum siehst du den Erfolg nicht als Ausrutscher, sondern als „neuen Anfang“? (oder tust du es gar nicht?)
Ralf: Das Problem beim VfL ist die Konstanz! Ein Sieg gegen den HSV bedeutet nicht, das wir Köln locker mit ner Klatsche nach Hause schicken. Das Spiel machen zu müssen und auf Konter zu reagieren ist nicht gerade Bochums Stärke. Siehe Freiburg! Von einem Neuanfang kann man nur reden, wenn wir in den letzten Spielen bis zur Pause noch ein paar Punkte sammeln.
Spielfeldrand: Was macht den VfL in dieser Saison aus? Was sind die Stärken und was die Schwächen?
Ralf: Eine eklatante Schwäche sind die Standardsituationen. Aber bitte nicht weitersagen. Kein anderes Team hat nach Standards mehr Gegentore bekommen. Zudem verläuft unser Aufbauspiel nach vorne eher ideenlos und schleppend. Na ja und vorne sind wir jetzt auch nicht die Sturmgefahr. Es hapert also an vielen Baustellen.
Stärken? In den ersten Spielen war unser Torwart, egal ob Heerwagen oder Luthe, eine echte Verstärkung und enormer Rückhalt. Leider ist auch Heerwagen nach seinem Kieferbruch noch nicht der Alte, aber auf einem guten Weg!
Spielfeldrand: Wie überzeugt bist du von Herrlich? Ich muss sagen, ich kann ihn kaum richtig einschätzen und sah in Koller zumindest einen ausgesprochenen Fachmann.
Ralf: Koller mag sicherlich ein Experte und Fachmann gewesen zu sein, aber er sah immer nur das anvisierte Ziel – Klassenerhalt. Er schaffte es nicht die Mannschaft darüber hinaus zu motivieren, den Nachwuchs zu fördern, tolerierte keine „starken Persönlichkeiten“ und schaffte es leider Gottes nicht, Symphatien zu erlangen. Außerdem muss man sagen, dass in seiner Amtszeit es nur vielleicht 3 bis 4 attraktive Heimspiele gab. Kein Wunder, das die Leute immer mehr wegblieben.
Von Herrlich erhoffe ich mir den Klassenerhalt und eine Perspektive in Bochum. Das Team ist einfach zu alt. Herrlich kennt durch seine Tätigkeit Talente in Deutschland. Ich hoffe, dass er mehr Talente nach Bochum locken kann, die auch spielen und sich etablieren können. Ein Verein wie wir, der nicht viel Geld hat, muss auf den Nachwuchs setzen. Sonst geht der Club langsam zu Grunde.
Spielfeldrand: Am Freitag geht es gegen Köln. Bei uns brodelt es heftig, ihr habt den Sieg im Rücken. Auf wem lastet da mehr Druck?
Ralf: Auf den Bochumer: Weil wir nachlegen müssen. Das ist eine jahrelange Krankheit. Hätten wir in Hamburg verloren, würden unsere Jungs rennen wie die Weltmeister. Leider haben wir viel zu oft nach solchen Spielen enttäuscht. Aber: Im Vorfeld beschwört jeder, dass dies jetzt nicht vorkommen wird und der Gegner Köln 110%-ige Konzentration erfordert.
Spielfeldrand: Was erwartest du vom Spiel?
Ralf: Einen Sieg – egal wie! Ein Bochumer kann auch mit einem Grottenkick leben. Hauptsache wir überleben!
Spielfeldrand: Zu guter Letzt: Wie wirst du die Partie verfolgen?
Ralf: Da ich ja seit einigen Jahren rund 600 km von meinem geliebten Ruhrstadion entfernt lebe und arbeite, werden ich das Spiel im TV sehen. Und das zusammen mit dem einzigen weiteren VfL-Fan in Singen, den es gibt.