Warum es jetzt für Köln schwerer wird

Was haben wir gejammert, geflucht und gebibbert. Das Auftaktprogramm des 1. FC Köln hatte es in sich. In den ersten acht Spielen ging es gleich sieben Mal gegen Teams aus der oberen Hälfte. Echte Knaller, die es nicht so einfach zu schlagen gilt. Lediglich gegen Frankfurt konnte man auf Punkte hoffen. So kam es dann auch. Fast nur Siege und lediglich gegen Stuttgart eine Überraschung, die dann aber auch nötig war, nach der Punkteteilung mit Frankfurt. Zum Abschluss ein glücklicher Punkt gegen den FC Bayern.

Alle im und um den Verein haben dem neunten Spieltag entgegen gefiebert, da es dann ja endlich besser werden wird. Dann kommen die leichten Gegner.

Klarer Fall von denkste!

Jetzt geht es richtig los. Köln ist nicht mehr Underdog, sondern mindestens ebenbürdig. Zudem muss jetzt gepunktet werden. Ganz nach dem Motto: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Dass es so einfach nicht werden kann, sollte allen im Verein klar sein. Schließlich hängt der FC im Tabellenkeller fest. Mit einer deutlichen Abschlussschwäche und internen Konflikten. Das Selbstvertrauen dürfte nicht sonderlich gut sein.

Doch jetzt ist der Charakter der Mannschaft gefragt. Sie muss sich aus dem Dreck ziehen.

Auch, wenn wir wie gegen Mainz (immer noch) als Underdog in die Partie gehen.

Der FSV schwappt auf einer Euphoriewelle! Die 05-er haben richtig überrascht. Erst recht, nachdem Jörn Andersen kurz vor dem Saisonbeginn von seinem Amt enthoben wurde und seitdem mit Tuchel ein Nobody am Spielfeldrand steht.

Aber der Aufsteiger hat vorgemacht, wie man in der Bundesliga auftritt. Hinten stabil und vorne unbekümmert und kaltschnäuzig.

Mainz zeigt, was dem FC fehlt

Jeden Spieltagsmontag im Kicker wird deutlich, wo der Hammer hängt.
Rechts listet die Kicker-Statistikmannschaft die Chancenauswertung auf.
Aktueller Spitzenreiter: FSV Mainz 05
12 erzielte Tore bei nur 31 Chancen.
Das entspricht einer Quote von 38,7 %

Dabei erspielt sich der Aufsteiger nicht überragend viele Möglichkeiten. Andere Topteams, wie der HSV und Bayer 04 kommen auf 61! Fast das doppelte! Aber Mainz nutzt die Möglichkeiten, die sich bieten.

Für Köln sieht es ganz anders aus.
Mit 22 Chancen liefern sie einen der Tiefstwerte der Liga. Doch was viel schwieriger wiegt: Nur fünf Treffer gelangen den Geißböcken bisher. Das sind dann mal nur 22,7 % und der Tabellenkeller ist fast zwangsläufig. Mit der Mainzer Chancenauswertung wäre Köln bei 8,5 Toren. Nicht viel, aber wenn sie richtig fallen – und da Köln oft nur knapp verlor – ständen dann vielleicht drei Punkte mehr auf dem Konto. Nicht viel, aber bei dem Startprogramm durchaus akzeptabel und die Spieler würden mehr vor Selbstvertrauen strotzen.

Die gute Ausbeute der Mainzer trägt nicht nur, aber auch einen Namen: Ivanschitz.
Der Sommereinkauf bestätigt die Erwartungen, die man in ihn setzen konnte. Seine internationale Klasse kam zum Saisonbeginn zum Tragen. Schon vier Mal traf er ins Schwarze. Vier Mal legte er für einen Mitspieler auf.

So ein Spieler fehlt den Kölnern aktuell.
Podolski sollte es sein, konnte den Erwartungen aber noch nicht gerecht werden.
Novakovic war lange verletzt und schiebt sich nun selbst ins Abseits.
Maniche könnte er werden, aber er braucht noch Zeit. Erst recht, nach seinem Platzverweis.
Der kreative Mann für die Zentrale wurde lange gesucht, aber nie gefunden. Nun sieht man, wie sehr diese Mannschaft einen Spielmacher benötigt.

So wird es weiter darauf ankommen, die Last (des Toreschießens) auf mehrere Schultern zu verteilen und zu hoffen, dass sich einer als konstanter Torjäger entpuppt.

Vielleicht gegen Mainz, aber die Voraussetzungen sehen weiter schlecht aus.
Köln gelang bisher noch kein Heimsieg. Nur ein Remis steht bisher für den FC zu Buche.
Mainz sorgte auswärts zwar noch nicht für die ganz große Gefahr, hat aber immerhin vier Punkte in der Ferne gesammelt.

Diese Aufstellungen erwarte ich für Samstag

————— Mondragon —————
Brecko – Mohamad – Geromel – Womé
———– Petit —— Schorch ———–
— Freis ————————— Ehret —
——— Podolski —— Ishiaku ———

——————- Bancé ——————-
– Schürrle —- Ivanschitz —- Karhan –
———- Pekovic ——– Soto ———-
Löw — Noveski —- Bungert — Heller
—————— Müller ——————

Soldo hat einige Fragen zu klären. Wer verteidigt auf den Flügeln. Zuletzt machen Brecko und Schorch ihre Sache ganz gut. Womé ist fit und Soldo möchte nicht auf eine Offensivstärke verzichten. Er scheint links gesetzt. Rechts rangeln Brecko und Schorch. Nach den letzten Eindrücken müsste Schorch spielen, doch Brecko kann offensiv mehr machen und besser flanken. Soldo will und muss gegen Mainz Druck ausüben und wird deshalb wohl Brecko spielen lassen.

Gut für Schorch: er ist flexibel. Wegen seiner letzten Leistungen hat er sich seinen Platz verdient und darf meiner Meinung nach als zweiter Sechser neben Petit ran. Pezzoni muss raus.

Damit ist aber auch klar, dass Novakovic erstmal auf der Bank Platz nehmen muss. Es sei denn, Soldo setzt auf noch mehr Offensive, bietet Podolski zentral im Mittelfeld auf (statt dem defensiveren Schorch) und gibt Nova von Beginn an eine Chance.

Mein Tipp: 1:1
Köln erzielt ein frühes Tor. Danach dominiert Mainz die Partie, beißt sich an unserer Hintermannschaft die Zähne aus, um dann doch einen Ball über die Linie zu drücken.

Das sagt der Gegner

Wie schon vor meinem Urlaub beginne ich jetzt auch wieder damit, einen Gegner-Blogger zu Wort kommen zu lassen. Vielen Dank für an Jens vom 05er Fanblog.

Spielfeldrand: Erstmal Glückwunsch zum Saisonstart. Hast du mit Platz sechs nach acht Spielen selbst in deinen kühnsten Träumen gerechnet?
Jens: Nein – ich denke damit hätte KEINER gerechnet! Zumal – durch den Trainerwechsel bedingt – keiner wusste, wie die taktische Ausrichtung der Mannschaft aussehen wird.

Spielfeldrand: Worin siehst du die aktuelle Stärke der Mainzer?
Jens: Ich denke da spielen zwei wichtige Faktoren mit. Der Eine ist, das im Mainzer Kader Spieler sind, die eine hohe individuelle Klasse besitzen, die sie in der 1. Bundesliga nun allmählich voll entfalten können. Als Beispiel soll hier Elkin Soto herhalten. Ich war immer von dem kleinen Kolumbianer überzeugt, doch in der 2. Bundesliga konnte er sein Potential nicht abrufen (sicherlich auch durch seine beiden schweren Verletzungen bedingt). Zum Anderen sind alle Spieler bereit, sich für das Team voll einzubringen. Das bedeutet, das auch schon einmal ein Aristide Bancé plötzlich in der eigenen Hälfte bei der Defensivarbeit zu finden ist.

Spielfeldrand: Was muss noch zwingend verbessert werden?
Jens: Ich denke, wirklich gravierende Baustellen hat Trainer Thomas Tuchel nicht mehr offen. Einzig das die Spieler bei einer Führung evtl. noch mehr Biss haben könnten um in der Drangphase des Gegners noch entscheidende Nadelstiche zu setzen – das muss noch in die Köpfe hinein. Das hat man nach der 2:0-Führung gegen Hoffenheim gesehen. Da hat man sich zu weit nach hinten zurückgezogen und damit den Gegner unnötig wieder aufgebaut.

Spielfeldrand: Am Samstag geht es für euch nach Köln. Was erwartest du vom Spiel?
Jens: Ich erwarte, das es eine sehr offensiv geführte Partie wird. Köln kann es sich nicht leisten, sich nur hinten reinzustellen. Das wiederum ist die Chance der Mainzer, ihr schnelles Umschaltverhalten auszunutzen. Wenn dann noch die Chancenverwertung stimmt könnte für Mainz diesesmal mindestens ein Punkt drin sein.

Spielfeldrand: Meine Kölner haben sich ja besonders in der Offensive mit Ruhm bekleckert. Hat man da eigentlich noch Angst vor diesem Gegner?
Jens: Köln hat auf jeden Fall Spieler, die auch Tore schiessen können – das alleine auf einen bisher schwachen Sturm abzuschieben ist völlig daneben. Nur weil mal der Ball nicht wirklich oft ins Netz will heisst das nicht, das die Kölner keine Tore schiessen können. Man hat es im Spiel gegen die Bayern gesehen, das das Mittelfeld und die Abwehr sehr gut funktionieren und einen Gegner durchaus vor Probleme stellen können.

Spielfeldrand: Und zum Schluss: Dein Tipp für’s Spiel.
Jens: Bisher hat Mainz im RheinEnergie-Stadion nicht so gut ausgesehen – doch ich denke, dieses mal tritt eine ganz andere Mannschaft dort auf. Ich tippe mal 2:1 für die Mainzer.

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