Über den Sinn von Auslandswechseln

Oliver Bierhoff beschwört schon wieder Streit mit den Bundesligavereinen herauf.
Im aktuellen Interview schlägt er deutschen Spielern vor, ins Ausland zu wechseln. Schließlich spielte nicht nur er damals in Italien. Auch Matthäus, Brehme & Co. verdienten ihr Geld außerhalb der bundesdeutschen Grenzen. Das hat die Persönlichkeiten weiter entwickelt und die deutsche Nationalmannschaft im internationalen Vergleich konkurrenzfähig gemacht. Beim WM-Sieg 1990 standen gar sieben Legionäre im Kader.

Ich freue ich schon auf die Kommentare der Herren Hoeneß, Völler und Daum.

Die versuchen mit aller Macht die deutschen Nationalspieler im Land zu halten, auch um die Identifikation und die Schlagkraft der Bundesliga hoch zu halten und schwups fuscht Herr Bierhoff (mal wieder) dazwischen.

Sicherlich kann man verstehen, dass sich Bierhoff für „seine Mannschaft“ auch internationale Schlagkraft wünscht.

Allerdings stehen Spieler im Ausland oft nicht mehr im Fokus des Bundestrainers. Özbek von Galatasaray bemängelte vor Kurzem genau diese Problematik. Leistungen, die nicht in der Bundesliga erbracht werden, werden nicht so hoch angesehen. Klar, Özbek ist noch ein junger Spieler, der sich erst beweisen muss. Aber wer bei Gala zum Stamm gehört, der hätte vielleicht auch mal eine Einladung in die DFB-Auswahl verdient. Schließlich scheut sich Jogi Löw nicht vor Debütanten.

Wenn ein Ballack im Ausland spielt und auch in der Nationalelf spielt ist seiner internationalen Klasse zu verdanken.
Hinkel’s Nominierungen verwundern mich selbst immer wieder.

Ad hoc erinnere ich mich an einen gewissen Stefan Klos, der vor Jahren an der Nationalelf dran war und nach seinem Wechsel gen Gladgow völlig außen vor war.
Das schreckt Nachzügler ab.

Aber schlussendlich ist es ohnehin eine Frage der Qualität.
Es gibt wohl nur wenige Spieler, die auch in internationalen Vereinen eine tragende Rolle spielen können. Diese stehen aber ohnehin in der Stammelf des DFB.
Alle weiteren aus der zweiten oder dritten Reihe haben nicht wirklich das Format für die erste Mannschaft bei Barca, ManU, Juve und Co.
Einwechsel- oder Stammspieler bei Everton, Deportivo oder Neapel würden sicherlich nicht zwingend bei Löw auftauchen. Internationale Härte und Mentalität hin oder her.

Insgesamt spielen aktuell 129 Deutsche in ausländischen Liga.
Sicherlich haben dort hauptsächlich nur Arbeitgeber aus unteren Ligen oder Tabellenregionen gefunden. Das sollte schon zu denken geben.
Aber selbst die, die auch in größeren Vereinen spielen, haben in der Nationalelf kaum mehr eine Chance oder werden maximal mal eingeladen, wenn man dringend etwas Neues machen möchte. Anstatt sich mal diese Legionäre näher anzuschauen, werden spieler nominiert, die erst wenige Spiele in der höchsten deutschen Spielklasse absolviert haben.
Robert Huth, Moritz Volz, David Odonkor, Steffen Hofmann und Eugen Polanski sind derweil außen vor. Besonders Polanski hätte sich die Chance verdient, da er sich in Spanien mittlerweile zurecht findet und bei Getafe aktuell bei 21 Saisonspielen angelangt ist. Er hat den Schritt ins Ausland gewagt. Für seine Entwicklung sicherlich kein verkehrter Weg. Für seine Nationalelfkarriere hat er sich hoffentlich nicht verwechselt.

Nette Idee, herr Bierhoff, aber vielleicht nicht ganz zu Ende gedacht.
Nun sind wieder die Bundesligavereine am Zug.

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