Ich mag Frank Rost. Mochte wird man demnächst wohl sagen. Er war sportlich unbestritten und menschlich von grund auf ehrlich. Ein Typ, der seine Meinung sagt und dazwischenhaut. Im Gegensatz zu Oliver Kahn wirkte er auf mich nie arrogant und abstoßend. Dass er es so lange im Fußballbusiness ausgehalten hat, obwohl er immer wieder angeeckt hat, ist bemerkenswert. Doch selbst angegriffene Trainer und Vorstände dürften immer wieder erkannt haben, dass eine Mannschaft so einen Typen braucht, der seine Mitspieler wachrüttelt und dadurch zu Konzentration und Höchstleistung ermahnt.
Wortführer eben.
Einen solchen scheint auch der 1. FC Köln endlich gefunden zu haben. Mohamad und Geromel konnten es aus sprachlichen Gründen nie werden. Novakovic wegen seines Egos auch nicht. Petit wollte vielleicht nicht. Lanig hätte das Zeug, lässt aber die Konstanz auf dem Rasen vermissen, um auch Antreiber zu sein. Blieb also Poldi, der die alleinige Last aushalten musste. Was ihm lange schwer fiel.
Seit dem Winter hat sich das geändert.
Mich Christian Eichner ist ein Spieler ans Geißbockheim gekommen, der eloquent ist. Zudem erfahren genug, um seine Mitspieler zu führen. Sportlich absolut top. Ein Führungsspieler, der allerdings zu leise ist, um Wortführer zu sein.
Dieser Rolle nimmt sich in den letzten Wochen verstärkt Michael Rensing an. Das “mia san mia” aus seinen Bayernzeiten kommt etwas durch. Aber auf sympathische, völlig unarrogante Art und Weise. Unserem neuen Schlussmann scheint etwas am Verein zu liegen. Und er scheut sich nicht, das auch auszusprechen und in der Öffentlichkeit zu vertreten.
Hier herrschen einige Missstände im Verein. Noch ist nicht der Zeitpunkt, die anzusprechen. Aber wenn wir gerettet sind, muss sich hier einiges ändern. Damit wir nicht hier auf Dauer unten rumkrebsen. In dieser Saison gibt es einige Beispiele, was man auch ohne die Möglichkeiten der großen Klubs erreichen kann. Auch wir sind da keine Ausnahme: Außer Dortmund haben wir jeden Gegner über uns geschlagen. Allerdings auch gegen alle verloren, die hinter uns stehen.
In dieser Woche hat er sicherlich nichts gesagt, was wir nicht vorher schon wussten. Aber nun hat es (noch jemand) ausgesprochen und ist damit Podolski zur Seite gesprungen. Damit positioniert sich Rensing im Verein immer stärker und nimmt zudem Druck von Poldi.
Dank seiner starken Paraden hat er sich das Recht erarbeitet, sich so zu äußern. Er rechtfertigt seine Aussagen auf dem Platz und unterstreicht damit seinen Führungsanspruch. So ein Typ tut dem EffZeh gut. So ein Typ hat lange gefehlt.
Mich würde nicht wundern, wenn es nicht der letzte harte Kommentar von Rensing gewesen ist. Nach Rosts (vermeintlichem) Bundesligaabschied dürfen sich die Herren Journalisten also auch weiterhin über knackige Zitate freuen. Diesmal aus der Domstadt. Ich finde es toll. Endlich mal…