Szene in der Bahn… immer diese digitale Jugend

Feierabend.
Zumindest ein Halber.
Ich unterbreche meine Arbeit, um früher nach Hause zu kommen, noch etwas Zeit mit den Kindern verbringen zu können, um später zu Hause weiterzuarbeiten.
Dabei kommt es gern vor, dass ich noch in einem Call oder Hangout hänge.
Dann halt nur nicht am Rechnern, sondern mobile über das Smartphone.

Ich steige in die Bahn, suche mir einen freien Platz und schaue parallel immer wieder auf den iPhone-Screen, um den geteilten Bildschirm anzuschauen. Ich finde einen Platz in einem Vierer, bei dem bisher zwei ältere Mitreisenden sich gegenüber sitzen. Sie kennen sich, reden miteinander. Als ich Platz nehme, wechseln sie Blicke.

Der Mann rechts von mir zieht die Augenbrauen hoch und mit einem Kopfschütteln lässt er seine Hand durch die Luft gleiten.
Er ahmt mich nach, wie ich über mein Smartphone wische.
Das sei ja nichts für ihn.
„Ich brauche ein großes Display“, tönt es.

Wie zur Bestätigung packt er sein sperriges Laptop aus und stellt es auf den Tisch.
Für alle sichtbar öffnet er Spiegel Online.
Er ist so gebildet.

Die Bahn fährt los.
Er lehnt sich weiter zurück, vergräbt sich in den Sitz. Er zieht den Laptop näher heran. Er stellt diesen auf seinen Schoß. Der Bildschirm wird angewinkelt. So, dass keiner mehr sehen kann, wie er weiterhin SPON-Nachrichten auf großem Screen liest. Nur ich kann ihm im Augenwinkel folgen.

Und entdecke, wie er ein kleines Programm öffnet. Ein Spiel. Minesweeper. Er zieht das Fenster für das Spiel so klein es geht. Damit ach keiner sehen kann, dass er nicht oben Spiegel liest sondern unten rechts ein billiges Spielchen spielt.
Auf einer Fenstergröße, die wohlgemerkt kleiner ist, als das Display meines iPhones.

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