Vor wenigen Tagen habe ich noch über Thomas Schaaf den Kopf geschüttelt. Wie kann man seinen Verein auf diesem Weg und zu diesem Zeitpunkt verlassen. Jetzt hat der 1. FC Köln das gleiche Schicksal erlitten. Schaaf ist nicht Stani. Schaaf stand wirklich für den Verein. Bei Schaaf konnte ich den Abgang vor dem letzten Spieltag sogar verstehen. Der wollte zum Abschluss keinen großen Rummel, sondern einfach weg. Stanislawski hätte das ausgehalten. Vielleicht hätten ihm zwei Wochen Bedenkzeit gut getan, Beratungen, um dann mit neuer Kraft und viel Kaffee den Weg zu Ende zu gehen, den man eingeschlagen hatte…
Scheiße, wenn man vor dem Schlafengehen nochmal kurz seine Mails und Feeds überfliegt. Zack liegt man erstmal wach und flucht. Die Freundin versucht einen zu beruhigen. Man tut so, als ob man eh nichts ändern kann und wartet bis sie eingeschlafen ist, um dann noch ein wenig zu grübeln, Tweets rauszujagen und sich die Samstagnacht zu versauen.
Der EffZeh steht also ohne Trainer da. Der Umbruch gerät deshalb erstmal ins Stocken. Kräftig. Mir graust es vor der kommenden Saison. Sie wäre ohnehin nicht einfach geworden. Personell musste es so oder so eine Veränderung geben. Doch immerhin mit einem Trainerteam, das die Mannschaft ein Jahr kennengelernt hat und eine Basis geschaffen hatte.
Alles wieder auf null. Sicherlich nicht ganz. Auch der neue Trainer, wie immer er heißen mag, darf sich über die Entwicklung und die gewonnene Erfahrung eines Horns und Hectors freuen. Er hat mit Brecko einen zweitligatauglichen RV, mit Maroh einen guten IV, mit Matuschyk einen brauchbaren DM. Das war es dann aber auch. Immerhin, macht aber nicht hoffnungsfroh.
Klar, Stani hätte nicht viel mehr zur Verfügung gehabt. Aber immerhin einen Einblick. Er wusste mittlerweile, wie der Verein tickt, das Umfeld. Was ihm zur Verfügung steht und was machbar ist. Wer in der täglichen Arbeit überzeugt, wer welche Macken hat. Wichtige Faktoren, um eine Mannschaft zu lenken. Das geht dem neuen Fußballlehrer ab.
Ein neuer Trainer wird zudem neue Vorstellungen mitbringen. Das Gesicht der Mannschaft wird sich verändern. Muss es auch. Aber es ist ein stückweit wieder ein neuer Anfang. Ein Start, der Zeit benötigt. Nur hat der Klub diese Zeit nicht. Wir müssen nächstes Jahr aufsteigen. Ohne wenn und aber. Der Verein wird dem neuen Coach keinen Stotterstart verzeihen, wie ihn Stani in dieser Saison hatte. Dieser ist aber nicht unrealistisch. Es werden unruhige Zeiten. Entweder sportlich oder weil die Fans sich mit alten Herren der Marke Maierhofer nicht anfreunden werden!
Auch wenn ich Jakobs und Schaefer durchaus vertraue. Sie machen einen guten Job und dürften die nötige Ruhe mitbringen. Es lag schließlich nicht an ihnen, dass es kommt, wie es gekommen ist. Jetzt steht ihre Meisterprüfung bevor. Mein Wunsch: Jakobs und Schaefer stellen den Kader zusammen. Entwickeln einen ganzheitlichen Plan für den ganzen Verein. Mit einem einheitlichen Spielsystem aller Mannschaften des 1. FC Köln. Das dauert wieder ewig, ist jetzt aber auch egal. Der Schritt muss kommen, wenn der Klub eine Zukunft haben will. Der neue Trainer muss sich hier einfügen und mit den Entscheidungen des Duos abfinden. Eigene Sonderwünsche sind nicht möglich. Hier geht es um den Verein. Um unseren EffZeh!
Vielleicht ist das der Grund, warum Stanislawski ging?
Dass er nicht entwickeln durfte, sondern sich den Vorgaben der Klubführung beugen musste. Dass es nicht sein Weg war, sondern der des Klub? Denn seine Erklärungen machen in meinen Augen gar keinen Sinn.
“Nach dem gewaltigen Umbruch zu Beginn der Saison 2012|2013 mit den Zielsetzungen, im oberen Drittel der Tabelle zu landen, die Außendarstellung des Vereins zu verbessern und die konsequente Integration junger Spieler voranzutreiben, habe ich mir ab der Winterpause zusätzlich das persönliche Ziel gesteckt, mit der Mannschaft Platz 3 zu erreichen, um über die Relegation in die Bundesliga aufzusteigen.”
War er es nicht, der immer wieder betont hat, dass der Aufstieg schön, aber kein Muss sei?
“Mit meiner Bitte um Vertragsauflösung stelle ich mich meiner Verantwortung und ziehe die Konsequenz daraus.”
Wer sich der Verantwortung stellt, der geht den Weg mit, der vor einem Jahr angekündigt und vollzogen wurde.
“Ich bin vom Weg, den der 1. FC Köln geht, zu 100 Prozent überzeugt und bin mir sicher, dass der FC in der kommenden Saison eine schlagkräftige Truppe auf die Beine stellen wird.”
Warum geht er dann? Warum verlässt er ein Projekt, das er mittragen wollte? Es wurde von Anfang an kommuniziert, dass das zweite Jahr das entscheidene sein wird. Jetzt die Segel streichen, wegen, wie er selbst sagt zwei oder drei Spielen? Niemals!
Das klingt alles so fadenscheinig. Entweder ist im Hintergrund was abgelaufen, aber dann hätte man auch das eine Spiel, die 24 Stunden mit der Verkündung warten können. Ich verstehe es einfach nicht und fühle mich im Stich gelassen. Ich war ein Befürworter von Stani und ein Fan. Ich habe ihn hier in Hamburg gemocht, ich habe mich über seine Verpflichtung gefreut.
Mit ihm ist der EffZeh in ruhiges Fahrwasser gefahren. Keine negative Schlagzeile diese Saison, ein Boulevard, der ziemlich nett mit ihm umgegangen ist. Ich musste mir ein Jahr lang keine dämlichen Kommentare zu meinem Verein anhören. Jetzt sind wir wieder der Karnevalsverein.
Danke Stani!
Für nichts… mag ich nicht schreiben. Du hast uns gut getan. Du hast sicherlich was voran getrieben, wenn auch nicht konsequent, wie erhofft. Vielleicht war es nicht deine Entscheidung. Vielleicht kam vom Präsidium mehr Druck den Aufstieg zu schaffen, anstatt die Mannschaft weiter zu entwickeln. Vielleicht wolltest du mehr Jugendspieler integrieren, musstest dich aber den Zielen des Vereins beugen. Vielleicht wolltest du diesen Weg nicht mitgehen, der dich als Trainer beschneidest. Ich weiß es nicht, suche nach Antworten, die ich nie finden werde.
Aktuell hast du mich enttäuscht.
Du hast dem Verein durchaus geholfen, verlässt ihn aber mit einem heftigen Arschtritt.
Ich hoffe, Du gehst nicht nach Bremen, auch wenn du dort sicherlich gut hinpassen könntest. Aber aktuell hast du die Chance verpasst dich als Trainer zu etablieren, der eine Mannschaft aufbauen und entwickeln kannst.
Ich würde mich freuen, wenn du bei Altona 93 landest, wir uns irgendwann mal in einer Kneipe treffen und du erklärst, was wirklich vorgefallen ist.
Danke für vieles! Nur nicht für den unwürdigen Abschied.