Nach New York und Salzburg nun also Leipzig. Doch anstatt wie bisher gleich in der ersten Liga, startet Red Bull sein neuestes Fußballprojekt in Liga fünf. Nachdem die beiden Traditionsklubs Lok und Sachsen einen Einstieg des Getränkeherstellers ablehnten, schlug das Unternehmen von Dietrich Mateschitz in der Oberliga Süd zu. Beim SSV Markranstädt vor den Toren Leipzigs. Die Umbenennung in Rasenballsport Leipzig ist schon beschlossene Sache. Die Namenswahl ist bewusst so ausgefallen. In Kurform wird der neue Klub als RB auftreten. Die Initialen von RedBull, was in dieser Form in Deutschland wegen der 50+1-Regel nicht nötig gewesen wäre. Red Bull umgeht damit eine Hürde und kann sich der Aufmerksamkeit und Unverkennbarkeit sicher sein. Erst recht, wenn wahrscheinlich auch der Bulle im neuen Logo auftauchen wird.
Nun geht es um die Planung und den weiteren Ausbau des Projektes. Dabei gilt: Klotzen statt Kleckern. Insgesamt 100 Millionen will der Milliardär in den Verein pumpen. Eine horrende Summe für einen aktuellen Oberligisten. In etwa der Wert, den Manchester United mit dem Verkauf von Cristiano Ronaldo erzielt hat. Wie Materschitz das Geld wieder reinbekommen will, steht erstmal auf einem anderen Zettel.
Selbst, wenn der Verein schnell die ersten beiden oder drei Ligen überspringen sollte. Selbst in Liga zwei kann er diese Einlagen kaum refinanzieren. Deshalb ist das Projekt auch langfristig ausgelegt. Von zehn Jahren ist immer wieder die Rede, wobei betont wird, dass die Zusammenarbeit sogar noch länger geplant sei. So sollen die Namensrechte am Zentralstadion bis 2030 an Red Bull verkauft werden. In die Arena, die extra für die WM 2006 umgebaut wurde soll RB Leipzig im kommenden Sommer umziehen.
Relativ schnell soll dann auch der Aufstieg in die erste Liga folgen. Ganz offensiv rechnet man mit einer Rückkehr Leipzigs in die oberste Spielklasse in acht Jahren. Sportlich, sportlich. Hoffenheim gilt dort sicherlich als Beispiel. Ob man das Ziel allerdings wirklich erreichen kann, wird erst die Zukunft zeigen.
Denn sicherlich ist so eine Investition im Osten gut für die Region. Fußballvereine aus der ehemaligen DDR fassen in den ersten beiden Ligen kaum noch Fuß. Sieht man sich die Fußball-Landkarte an, muss man eine Verwaisung ganzer Landstriche feststellen. Sollte das Red Bull-Projekt gelingen, könnte sich neben Cottbus und Rostock vielleicht dauerhaft ein Ostverein in den ersten beiden Ligen festsetzen. Das könnte auch die umliegende Wirtschaft wieder mehr in Gang bleiben.
Allerdings begegnen die Leipziger dem neuen Verein eher mit Zweifel. Gekaufte Vereine besitzen landläufig keinen guten Ruf. Das war zuletzt nicht nur beim Beispiel Hopp in Hoffenheim festzustellen, sondern auch in Salzburg, wo sich nach der Übernahme von RedBull ganze Fangruppierungen dem Klub abwendeten und sich in der untersten Klasse neu gründeten. Selbst im Mutterland der Klubübernahme – England – werden solche Investitionen kritisch betrachtet. In Manchester und Liverpool sowie Chelsea protestieren Fans offen gegen die neuen Besitzer. Ich würde mich wundern, wenn es ausgerechnet in Leipzig anders sein sollte. Wobei die Euphorie spätestens mit dem Erfolg kommen sollte. Wie in Hoffenheim.
Ich persönlich betrachte den Einstieg von RedBull gewohnheitsgemäß kritisch, wenn Materschitz & Co. die Sache jedoch mit Köpfchen angehen und ihre Einlagen vorrangig in die Nachwuchsabteilungen stecken, anstatt ehemalige Profis zu verpflichten, könnte ich zumindest ein neutraler Unterstützer des Projektes „RB Leipzig“ werden. Warten wir es ab